Der Sturm und Drang – Epoche, Literatur und Merkmale

Entdecke die Sturm und Drang Epoche, eine kraftvolle Protestbewegung gegen die Aufklärung. Erfahre von gefühlsbetonter Sprache, dem Geniekult und der Naturverbundenheit der Autoren. Dies und vieles mehr findest du im folgenden Text!

Inhaltsverzeichnis zum Thema Sturm und Drang Epoche

Der Sturm und Drang im Überblick

  • Die Literaturepoche des Sturm und Drang erstreckte sich über einen kurzen Zeitraum von 1765 bis etwa 1785.
  • Da sie nur in Deutschland stattfand, spricht man im Fall des Sturm und Drang vor dem Hintergrund großer Epochen, wie etwa der Aufklärung und der Romantik, die ganz Europa betrafen, meist nur von einer literarischen Strömung.
  • Der Sturm und Drang wird als Gegenbewegung zur Aufklärung und ihren Idealen verstanden. Die oftmals sehr jungen Vertreterinnen und Vertreter des Sturm und Drang protestierten gegen die althergebrachten Regeln und Traditionen.
  • Zentrale Merkmale, die in der Lyrik und Prosa des Sturm und Drang ihren Ausdruck fanden, waren u. a. die Empfindsamkeit und der Bruch mit formellen Regeln.
  • Bekannte Autoren des Sturm und Drang sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.
Sturm und Drang Epoche: Lernvideo

Quelle sofatutor.com

Sturm und Drang – historischer Hintergrund, Entstehung und Definition

Der Begriff Sturm und Drang geht auf das gleichnamige Drama von Friedrich Maximilian Klinger zurück, das im Jahr 1776 erschienen ist. Die literarische Strömung des Sturm und Drang ist vor dem geschichtlichen Hintergrund der Aufklärung und den damals geäußerten Werten der Vernunft und Moral zu betrachten. Der wesentliche Unterschied zwischen Sturm und Drang und Aufklärung besteht in der Form und Ausgestaltung der künstlerischen Werke. Aber auch das Menschenbild des Sturm und Drang wich maßgeblich von jenem der Aufklärung ab.

Als Protest- und Gegenbewegung zur Aufklärung sprachen sich die Autorinnen und Autoren des Sturm und Drang gegen Ideale wie den vernunftbegabten Menschen und die strengen Regeln für die Literatur aus. Sie wollten stattdessen eine freie Form der Kunst, in der sie ihre Empfindungen und Fantasie uneingeschränkt ausdrücken konnten. Im Sturm und Drang wurde zudem der Geniegedanke geprägt. Die Stürmer und Dränger äußerten selbstbewusst die eigenen Gefühle und Gedanken ohne Rücksicht auf bestehende Regeln und Normen. Das machte für sie ein wahres Genie im Sturm und Drang aus. 

Das Drama wurde im Sturm und Drang zur zentralen Gattung, da sich in ihm die Gefühle und Gedanken am besten ausdrücken ließen. Aber es wurden auch viele neue Literaturformen, wie beispielsweise der Briefroman oder die Reise– und Erlebnislyrik, erstmals im Sturm und Drang verwendet. 

Wichtige historische Ereignisse, die in die Zeit des Sturm und Drang fallen, sind die Abwendung von absolutistischen Alleinherrschern und das politische Aufstreben des Bürgertums, das in der Französischen Revolution von 1789 seinen Höhepunkt fand. Auch im Deutschen Reich bildete sich zu dieser Zeit ein starkes nationales Bewusstsein heraus. 

Die Künstlerinnen und Künstler des Sturm und Drang wenden sich in ihren Werken teilweise bewusst vom realen Geschehen ab und konzentrieren sich stärker auf das Individuum und dessen Freiheit. In der Natur finden die Vertreterinnen und Vertreter des Sturm und Drang einen willkommenen Rückzugsort, den sie auch häufig thematisieren.

Sturm und Drang – zeitliche Einordnung

Die Phase des Sturm und Drang umfasst die Zeit von 1765 bis etwa 1785. Da der Sturm und Drang als literarische Strömung nur in Deutschland vorkam, spricht man hier normalerweise nicht von einer Epoche. So erklärt sich auch, dass der Sturm und Drang zeitlich parallel zu den großen Epochen der Aufklärung und Empfindsamkeit verläuft.

Auf dem folgenden Zeitstrahl lässt sich die Strömung des Sturm und Drang einordnen.

Zeitstrahl Sturm und Drang Epoche

Sturm und Drang – Themen, Merkmale und Motive

In den Gedichten und Dramen sowie in der Epik des Sturm und Drang finden sich u. a. die folgenden Merkmale:

  • Eine gefühlsbetonte und alltägliche Sprache (oft umgangssprachliche Ausdrücke)
  • Viele sprachliche Bilder und Stilmittel (Ausrufe, Satzabbrüche, Hyperbel, Lautmalerei)
  • Teilweise philosophische Ideen
  • Bruch mit Regeln und Normen (freie und experimentelle Literaturformen)
  • Kritik am Absolutismus
  • Politikverdrossenheit und Hinwendung zur Natur
  • Ideal des Natürlichen und Ursprünglichen
  • Freie Entfaltung des Genies (Geniekult)
  • Liebe als zentrales Motiv
  • Oft tragische Helden, die den Selbstmord als einzigen Ausweg wählen (z. B. Werther)

Sturm und Drang – Zusammenfassung

Die nachstehende Übersicht über den Sturm und Drang fasst die wesentlichen Informationen noch einmal zusammen.

Definition Sturm und Drang als Protest- und Gegenbewegung zur Aufklärung
Zeitraum etwa 1765 bis 1785
Werte Freiheit, Empfindsamkeit, Fantasie, Genie, Individuum und Natur als Ideale
Merkmale starke und gefühlsbetonte Sprache (z. B. Ausrufe und Satzabbrüche)
Kritik und Bruch mit Regeln (z. B. kein festes Reimschema)
neue Literaturformen (z. B. der Briefroman)
Drama als zentrale Gattung
Autorinnen und Autoren
sowie Werke
Johann Wolfgang von Goethe, Die Leiden des jungen Werther (1774)
Johann Gottfried Herder, Volkslieder (1778/79)
Friedrich Schiller, Die Räuber (1781) und Kabale und Liebe (1784)
Friedrich Maximilian Klinger, Sturm und Drang (1776)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Sturm und Drang Epoche

Der Sturm und Drang war eine kurze literarische Strömung von etwa 1765 bis 1785, in der sich junge Schriftstellerinnen und Schriftsteller gegen die bestehenden Machtverhältnisse und Regeln in der Literatur auflehnten und sich für eine freie Poetik einsetzten.

Typische Merkmale des Sturm und Drang sind die gefühlsbetonte und kraftvolle Sprache und der Bruch mit traditionellen Regeln in der Literatur. Das Individuum stand mit seinen Gefühlen und Gedanken im Mittelpunkt.

Die Natur taucht häufig als Thema in den Werken des Sturm und Drang auf. Die Naturverbundenheit der Stürmer und Dränger war zudem ein zentrales Merkmal dieser Strömung.

Mit dem Begriff Genie verbanden die Stürmer und Dränger die Idee, dass literarische Werke sich nicht an Regeln und Normen orientieren sollten, sondern der freien Äußerung von Meinungen, Haltungen und Gefühlen der Autorin bzw. des Autors dienen sollten.

Der Autor Friedrich Maximilian Klinger schrieb das Drama Sturm und Drang (1776) und prägte damit den Namen der literarischen Strömung.

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