Weimarer Klassik – Epoche, Merkmale und klassische Werke
Erfahre, wie Goethe, Schiller und Co. die Literaturepoche geprägt haben und warum Weimar das Zentrum des klassischen Schaffens war. Begriffe wie Humanität, Antike und ästhetische Erziehung werden hier verständlich erklärt.
Inhaltsverzeichnis zum Thema Weimarer Klassik
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Die Literaturepoche der Weimarer Klassik – historischer Hintergrund
Das Wort Klassik leitet sich vom Lateinischen classicus ab, was so viel wie „erstrangig“ bedeutet. Damit wurden ursprünglich Leute des gehobenen Standes bezeichnet, die in die erste Steuerklasse gerechnet wurden.
Heute sprechen wir von deutscher Klassik, wenn wir die Literaturepoche von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller meinen. Jedoch werden die Nomen Klassik oder Klassiker sowie das Adjektiv klassisch auch für alles verwendet, was zeitlos gültig und von überragender Qualität ist. Außerdem wird der Begriff Klassik häufig auch für die Kunst und Kultur der griechisch-römischen Antike gebraucht.
In diesem Text geht es um die Literaturepoche der Klassik, die maßgeblich durch das Leben und Wirken von Goethe und Schiller geprägt wurde. Sie waren es auch, die den Begriff Weimarer Klassik durch ihren Austausch und ihr gemeinsames Schaffen in der Stadt Weimar ins Leben riefen.
Quelle sofatutor.com
Aufgrund dieser lokalen Verortung grenzt sich die Weimarer Klassik auch von anderen Epochenbezeichnungen wie beispielsweise der Wiener Klassik ab, in der Wien das Zentrum für das musikalische Schaffen vieler Musikerinnen und Musiker sowie Komponistinnen und Komponisten war.
Der Zeitraum der Weimarer Klassik lässt sich in etwa auf die Jahre 1786 bis 1805 datieren. Als Beginn wird Goethes Italienreise ab 1786 festgelegt. Das Ende wird häufig in Schillers Tod im Jahr 1805 gesehen. Hier kannst du den Zeitraum der Weimarer Klassik im Verhältnis zu anderen Epochen sehen:
Sowohl Goethe als auch Schiller waren repräsentative Vertreter des Sturm und Drang und damit einer leidenschaftlichen literarischen Epoche, die das Gefühl in den Mittelpunkt rückte. Im Jahr 1786 und 1788 kam es jedoch zu zwei Ereignissen, die die Kunstauffassung der beiden namhaften Autoren änderte:
- 1786: Goethe ging auf Bildungsreise nach Italien. Während dieser Reise lernte er die klassische Antike kennen und nahm sie sich zum Vorbild.
- 1788: Schiller wurde Professor an der Universität in Jena. Er beschäftigte sich mit den Schriften von Immanuel Kant und dessen aufklärerischen und humanistischen Ideen.
Somit wurden die Antike und die Aufklärung sowie der Humanismus zu den Idealen der Weimarer Klassik.
Menschenbild und Motive der Weimarer Klassik
Auch das Menschenbild der Weimarer Klassik orientierte sich an den genannten Idealen der Antike und der Aufklärung. In seiner Ode Das Göttliche (1785) formulierte Goethe den berühmt gewordenen Satz: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“ Der Mensch wird als sittliches und moralisches Wesen definiert.
Goethe und Schiller entwarfen gemeinsam ein Programm der ästhetischen Erziehung, in dem der Mensch über die Erziehung zu einem „ästhetischen Zustand“ gelangen können sollte, was dem antiken Kunstideal der schönen Seele entsprach. Im Umgang mit Kunst und Literatur sollte der Mensch zur Humanität erzogen werden, was heute als Humanitätsideal der Klassik bezeichnet wird.
Auf diese Weise sollte auch der Konflikt zwischen Vernunft (Ideal der Aufklärung) und Gefühl (Ideal des Sturm und Drang) gelöst werden. Toleranz, Gewissens- und Gewaltfreiheit galten als wichtige humanistische Prinzipien, die das Leben des Menschen verbessern sollten.
Aufklärung | Sturm und Drang | Weimarer Klassik |
---|---|---|
Verstand/Vernunft | Empfindsamkeit/Gefühl | harmonisches Gleichgewicht zwischen Verstand und Gefühl |
Die Merkmale der Weimarer Klassik
Die folgende Übersicht enthält wichtige Epochenmerkmale der Weimarer Klassik, die du auch für ein Referat über die Weimarer Klassik verwenden kannst:
- Dauer: ca. 1786–1805
- Von zahlreichen politischen Umbrüchen (u. a. Französische Revolution) geprägt
- Einheit von Natur und Welt
- Orientierung an der griechisch-römischen Antike
- Zeitlos gültige Schönheit und Harmonie in der antiken Kunst → Vorbildcharakter
- Streben nach Perfektion (Kunstideal der schönen Seele)
- Es gilt: das Schöne = das Wahre.
- Gleichgewicht zwischen Verstand und Gefühl
- Humanistisches Gedankengut und ästhetische Erziehung
- Literatur soll die Ideale vermitteln und den Menschen erziehen.
- Hauptgattungen: Bildungsroman, Drama (v. a. Tragödien) und lyrische Balladen
- Orientierung an der klassischen Dramentheorie von Aristoteles (Einheit von Ort, Zeit und Handlung)
- Regeln und festes Versmaß in der Lyrik
- Wenig epische Texte, da diese nicht so regelhaft waren
- Hauptvertreter: Schiller, Goethe, Herder und Wieland
Weimarer Klassik – Autoren und Werke
Die folgende Abbildung zeigt die vier Hauptvertreter der Weimarer Klassik, die manchmal auch als Viergestirn der Weimarer Klassik bezeichnet werden:
Alle drei Hauptgattungen (Epik, Dramatik und Lyrik) waren in der Klassik mit eigenen Textformen vertreten.
Epik | Dramatik | Lyrik |
---|---|---|
Bildungsroman | Tragödie mit Katharsis-Effekt | Balladen, Sonette, Hymnen und Oden |
Recht auf allseitige Bildung | Katharsis = psychische Reinigung durch Miterleben |
Einheit von Inhalt und Form wird angestrebt. |
– Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795) und Die Wahlverwandtschaften (1809) |
– Johann Wolfgang von Goethe, Faust (1808) – Friedrich Schiller, Maria Stuart (1800) und Wilhelm Tell (1804) |
– Johann Wolfgang von Goethe, Der Zauberlehrling (1797) und Die Braut von Korinth (1797) – Friedrich Schiller, Der Handschuh (1797) und Die Bürgschaft (1798) |
Häufig gestellte Fragen zum Thema Weimarer Klassik
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