Eine Filmanalyse schreiben – Aufbau, Methoden und Grundbegriffe

Lerne, wie man Filme analysiert und sie auf verschiedenen Ebenen untersucht. Von der Bild- und Tongestaltung bis zur Figurenkonstellation und den filmischen Stilmitteln – alles auf einen Blick! Interessiert? Dies und vieles mehr findest du im folgenden Text.

Inhaltsverzeichnis zum Thema Filmanalyse

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Welche Ebenen werden bei einer Filmanalyse unterschieden?

Frage 1 von 5

Was ist der Zweck einer Filmanalyse?

Frage 2 von 5

Welche Begriffe gehören zur Zeitgestaltung eines Films?

Frage 3 von 5

Was ist Bestandteil des Hauptteils einer Filmanalyse?

Frage 4 von 5

Welche Filmarten werden unterschieden?

Frage 5 von 5

Die Filmanalyse im Überblick

  • In einer Filmanalyse wird ein Film unter Zuhilfenahme bestimmter Fragestellungen untersucht. Diese Fragen bilden den Leitfaden für eine Filmanalyse.
  • Der Aufbau einer Filmanalyse im Deutschen folgt der Grundstruktur Einleitung, Hauptteil und Schluss.
  • Die Einleitung der Filmanalyse beinhaltet die allgemeinen Informationen rund um den Film (wie z. B. Regisseurin bzw. Regisseur, Titel, Erscheinungsjahr, Hauptrollen) und eine kurze Inhaltsangabe. Außerdem wird die zentrale Fragestellung erläutert, die eventuell weitere Teilfragen impliziert.
  • Im Hauptteil erfolgt dann die eigentliche Analyse der Figuren des Films und der verwendeten Stilmittel. Dabei wendet man innerhalb der Filmanalyse verschiedene Methoden an und beobachtet unter anderem die unterschiedlichen Kameraeinstellungen.
  • Zum Schluss erfolgt die Zusammenfassung der Analyseergebnisse und die Beantwortung der Fragestellung.
Filmanalyse: Lernvideo

Quelle sofatutor.com

Einführung in die Filmanalyse – Leitfaden

Wenn im Deutschunterricht ein Film gezeigt wird, soll dieser häufig auch im Rahmen einer Filmanalyse untersucht werden. Bei Filmen handelt es sich um Inszenierungen, deren Elemente von den Filmemacherinnen und -machern bewusst ausgewählt wurden, um eine bestimmte Wirkung beim Publikum zu erzeugen. Oft kann eine Filmanalyse dabei helfen, die angestrebten Hauptaussagen der im Film dargestellten Geschichte besser zu verstehen. Auch der Aufbau bzw. die Komposition eines Films kann in einer Filmanalyse dargestellt werden.

Grundsätzlich erfolgt die Analyse eines Films auf den folgenden drei Ebenen:

Bildgestaltung Tongestaltung Sprache
  • Qualität der Bilder
  • Farben
  • Kontraste
  • Beleuchtung
  • Kameraeinstellungen
  • Einstellungsgrößen
  • Perspektiven
  • Raumgestaltung
  • Filmmusik
  • Geräusche
  • Einsatz von verschiedenen Stimmen
  • Verbale und nonverbale
    Kommunikation (Mimik und Gestik)

Auch der Kontext, in dem ein Film entstanden ist, kann wichtige Erkenntnisse über das Thema und die Botschaft eines Films liefern.

Zudem werden verschiedene Filmarten bzw. Filmgenres unterschieden:

Filmarten Merkmale
Spielfilm
  • Fiktive Handlung
  • Er kann auf wahren Begebenheiten oder Figuren beruhen.
  • Lange Spieldauer (meist > 60 Min.)
Kurzfilm
  • Fiktive Handlung
  • Kurze Spielzeit (< 60 Min.)
Trickfilm/Animationsfilm
  • Gezeichnete, animierte Bilder (oft per Computer hergestellt)
  • Länge ist nicht relevant.
Dokumentarfilm
  • Er schildert reale Ereignisse.
  • Oft spontan und ohne Drehbuch produziert
Reportage
  • Sie schildert reale Ereignisse aus der Sicht einer Reporterin oder eines Reporters.
  • Oft spontan und ohne Drehbuch produziert

In einem ersten Schritt solltest du also zunächst das Genre deines zu analysierenden Films bestimmen, da dir diese Einordnung schon erste wichtige Hinweise zur Gestaltung des Films liefert.

Filmanalyse – Aufbau

Um eine Filmanalyse zu schreiben, folgst du dem klassischen Aufbau Einleitung, Hauptteil und Schluss:

Einleitung Hauptteil Schluss
allgemeine Informationen:
Titel, Regisseurin oder Regisseur, Jahr, Hauptrollen, Genre
Analyse der Figuren und der filmischen Stilmittel Zusammenfassung der Analyseergebnisse
kurze Inhaltsangabe des gesamten Films bzw. der zu analysierenden Szene Verwendung bestimmter Methoden Beantwortung der Fragestellung(en)
Erläuterung der Fragestellung(en) und Entwurf einer Arbeitshypothese Erläuterung des Themas Arbeitshypothese beweisen oder widerlegen

Methoden der Filmanalyse

Innerhalb des Hauptteils kannst du zwischen einer Makro- und Mikroanalyse unterscheiden.

In der Makroanalyse erstellst du dir für die einzelnen Szenen des Films zunächst einen Sequenzplan bzw. ein Szenenprotokoll in Form einer Tabelle. Eine Sequenz besteht in einem Film immer aus mehreren Szenen, die sich wiederum aus vielen einzelnen Einstellungen zusammensetzen.

Für die anschließende Filmanalyse auf der Mikroebene sind folgende Kriterien bedeutsam:

  • Name/Nummer der Sequenz oder Szene (An welcher Stelle des Films steht die Sequenz?),
  • Dauer der Szene (Wie lang ist die gezeigte Szene?),
  • Figuren innerhalb der Szene (Wer wird dargestellt?),
  • Inhalt (Wovon handelt die Szene?) und
  • ein individueller Kommentar.

Ein solches Szenenprotokoll kann dir dabei helfen, einen Überblick über den Aufbau der einzelnen Sequenzen und letztlich auch über den kompletten Handlungsverlauf zu gewinnen. Außerdem kannst du beobachten, ob sich ein Thema oder Problem durch die komplette Geschichte zieht und eventuell relevant für die Entwicklung deiner Fragestellung ist. 

Zudem lassen sich die einzelnen Figuren und ihre Beziehungen untereinander später im Rahmen der Mikroanalyse einfacher auf Details untersuchen. Hier kannst du speziell auf die Charaktereigenschaften, das Aussehen, die Sprache bzw. Körpersprache und das Verhalten der Figuren achten. Vielleicht verkörpern sie auch bestimmte Rollenbilder, Klischees oder sind Vertreterinnen und Vertreter einer gewissen sozialen Gruppe in der Gesellschaft. Auch die Unterteilung in Haupt- und Nebenfiguren ist für die Darstellung innerhalb der Analyse sinnvoll.

Eventuell kannst du bei der genauen Beobachtung der Szenen auch schon sogenannte Leitmotive, also wiederkehrende Phänomene (wie Objekte, Farben, Songs etc.), erkennen.

Weitere Analysekriterien auf der Mikroebene können beispielsweise filmtechnische Mittel wie Zeitlupe, Schwarz-Weiß-Filter, Animationen oder spezielle Kamerabewegungen sein. Solche Aspekte solltest du auch im Hauptteil deiner Filmanalyse thematisieren. Hierbei ist es wichtig, dass du auch auf die Wirkung der Stilmittel eingehst, da sie meistens mit einer bestimmten Absicht verwendet werden.

Manchmal gibt es auch die Möglichkeit, das Skript eines Films bzw. das Drehbuch in die Filmanalyse einzubeziehen. Hier kannst du besonders auf die Gestaltung der Regieanweisungen und Dialoge achten.

Grundbegriffe der Filmanalyse

Die folgende Tabelle enthält eine Übersicht über die wichtigsten Begriffe im Rahmen einer Filmanalyse:

Kategorie Begriffe Definition
Zeitgestaltung des Films erzählte Zeit vs. Erzählzeit Die erzählte Zeit ist in einem Film meistens viel länger als die Erzählzeit von durchschnittlich 90 Minuten Filmlänge.
geraffte Zeit Die Zeit wird stark verkürzt dargestellt.
gedehnte Zeit Die Zeit erscheint länger als sie eigentlich ist (Zeitlupeneffekt).
chronologisch Die Handlung wird vom Anfang bis zum Ende ohne Brüche oder Sprünge erzählt.
Zeitsprung Beim Zeitsprung wird die ursprüngliche Abfolge der Handlungen unterbrochen und an einem anderen Zeitpunkt fortgesetzt.
Filmtradition Genre Das Genre beschreibt die Art eines Films (z. B. Actionfilm, Stummfilm, Liebeskomödie).
filmische Erzähleinheiten Sequenz Die Sequenz ist die längste Zeiteinheit eines Films.
Szene Eine Sequenz besteht aus mehreren Szenen.
Einstellung Eine Szene besteht aus mehreren Einstellungen. Die Einstellung ist somit die kleinste Einheit des Films.
Figurenkonstellation Protagonistin/Protagonist Damit werden die Hauptfiguren in einem Film bezeichnet.
Antagonistin/Antagonist Antagonist bedeutet auf Deutsch „Gegenspieler“. Dieser Ausdruck wird aber oft auch als Synonym für eine wichtige Nebenfigur in einem Film gebraucht.
Kameraperspektiven Vogelperspektive Die Kamera wird weit oben über den Köpfen der handelnden Figuren platziert, sodass alles wie aus der Sicht eines Vogels erscheint.
Normalperspektive Die Kamera filmt auf Augenhöhe der Personen.
Froschperspektive Hier wird von unten schauend gefilmt.
Einstellungsgrößen Panorama Das Panorama wird häufig für Landschaftsaufnahmen verwendet, weil man hier sehr viel auf einmal im Bild zeigen kann.
Totale Hier werden die Figuren vollständig von Kopf bis Fuß in ihrer kompletten Umgebung gezeigt (z. B. ein ganzer Raum).
Halbtotale Auch hier wird die Figur von Kopf bis Fuß gezeigt, aber die Umgebung ist nur als Umriss zu sehen.
halb nah Die halb nahe Aufnahme zeigt etwa zwei Drittel des Körpers.
nah Die Nahaufnahme zeigt alles vom Kopf bis zur Taille.
groß Die Großaufnahme zeigt beispielsweise den Kopf einer Figur.
Detail Die Detailaufnahme zeigt z. B. nur den Ausdruck der Augen.
Kamerabewegungen Fahrt Hier verändert sich die Position der Kamera. Diese Technik wird beispielsweise bei schnellen Autofahrten verwendet.
Schwenk Die Kamera wird geneigt, ohne dass sie ihre Position verlässt.
Zoom Die Kamera fokussiert auf Nähe oder Ferne.
Tongestaltung On-Ton Man kann im Bild sehen, woher der Ton kommt.
Off-Ton Die Tonquelle ist nicht im Bild zu sehen. Ein beliebtes Stilmittel ist auch die sogenannte „Stimme aus dem Off“, die meist die Rolle einer fiktiven Erzählerin oder eines fiktiven Erzählers übernimmt.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Filmanalyse

Eine Filmanalyse enthält eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. Ein Beispiel für den Aufbau einer Filmanalyse findest du oben im Text.

Ein Teil der Analyse sollte bereits beim Anschauen des Films erfolgen. Am besten erstellst du hier schon erste Notizen. Aus diesen Stichpunkten kannst du dir später ein Szenenprotokoll zusammenstellen, an dem du dich beim Schreiben der Analyse orientieren kannst. Weitere Tipps und Methoden findest du oben im Text.

In einer Filmanalyse gehst du zunächst auf allgemeine Informationen und den Inhalt des Films ein. Auf Basis deiner Notizen entwirfst du eine Fragestellung bzw. eine Arbeitshypothese, die du am Ende bestätigen oder widerlegen kannst. Im Hauptteil der Filmanalyse gehst du je nach Schwerpunkt auf die Figurenkonstellation und die filmischen Gestaltungsmittel ein. Das können beispielsweise die verschiedenen Einstellungsgrößen sein.

Bei einer Filmanalyse versucht man herauszufinden, was die Kernaussage eines Films ist.

Bei einer Szenenanalyse wird der Aufbau einer bestimmten Szene des Films untersucht. Diese Szene sollte immer im Kontext der Gesamthandlung analysiert werden. Dabei kannst du auf die dargestellten Figuren und die filmischen Stilmittel eingehen.

Bei einer Filmanalyse geht es darum, ein tieferes Verständnis für die Gestaltung von Filmen allgemein zu entwickeln und filmische Gestaltungsmittel analysieren und einordnen zu können. Eine Filmanalyse kann außerdem Einblicke in die Gedankenwelt der handelnden Figuren geben und zum Nachdenken über das eigene Leben anregen.

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