Zusammenfassung des Dramas „Iphigenie auf Tauris“ von Goethe

Erfahre, wie die Priesterin Iphigenie gegen Familienflüche und Menschenopfer ankämpft. Entdecke die Zerrissenheit von Familie, Pflicht und Menschlichkeit in diesem klassischen Werk. Interessiert? Eine Zusammenfassung und tieferes Verständnis erwarten dich im folgenden Text!

Inhaltsverzeichnis zum Thema Zusammenfassung des Dramas „Iphigenie auf Tauris“

Iphigenie auf Tauris im Überblick

  • Johann Wolfgang von Goethe veröffentlichte das Drama Iphigenie auf Tauris im Jahr 1787 (Erscheinungsjahr) und betitelte es als Schauspiel.
  • Die grundlegende Handlung entnahm Goethe dem Drama Iphigenie bei den Taurern von Euripides (480/84–406 v. u. Z.). Er verfasste ebenfalls das Drama Iphigenie in Aulis.

  • Iphigenie auf Tauris von Goethe ist der Epoche der Weimarer Klassik zuzuordnen. Diese literarische Bewegung dauerte etwa von 1786 bis 1805 und wurde maßgeblich von J. W. v. Goethe und Friedrich Schiller geprägt. Beide erklärten in ihren literarischen Programmen, dass mithilfe von Kunst und Dichtung eine Erziehung des Menschen zur Ästhetik und Humanität stattfinden sollte.

  • In dem Drama geht es um die titelgebende Figur der Iphigenie, deren Stammbaum zeigt, dass sie Nachfahrin des Tantalos ist. Ihre Familie ist mit einem Fluch – dem sogenannten Tantalidenfluch – belegt.
  • Mit der Figur Iphigenie schuf Goethe einen Charakter nach dem Vorbild der Klassik: Sie glaubt stets an das Gute und die Kraft der Wahrheit, sie handelt nach humanistischem (menschlichem) Vorbild und verhindert Gewalt, indem sie an die Vernunft appelliert.
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Iphigenie auf Tauriskurze Zusammenfassung der Handlung

Ihr Vater Agamemnon will Iphigenie opfern, doch die Göttin Diana rettet sie und bringt sie auf die Insel Tauris. Dort ist sie nun Priesterin der Göttin Diana und schafft es sogar, das bisher vom König Thoas geforderte Menschenopfer aller Neuankömmlinge auf der Insel abzuschaffen. Ihr Bruder Orest kommt in Begleitung seines Gefährten Pylades auf die Insel, um von den Rachegöttinnen erlöst zu werden, die Orest seit dem Mord an seiner Mutter verfolgen.

Iphigenie auf Tauris – ausführliche Inhaltsangabe der einzelnen Aufzüge

Iphigenie auf Tauris hat die Struktur eines klassischen Dramas mit fünf Aufzügen (Akten), an deren Ende allerdings nicht die Katastrophe steht, sondern eine zwischen den Charakteren ausgehandelte Auflösung des Konflikts ohne Gewalt. Es folgt eine Zusammenfassung des Inhalts der einzelnen Aufzüge des Dramas Iphigenie auf Tauris (Kapitelzusammenfassung). 

Aufzug 1 – Exposition (Einführung)

In der Einleitung von Iphigenie auf Tauris wird zuerst die Figur der Iphigenie eingeführt: Die Göttin Diana rettete Iphigenie vor der Opferung durch ihren eigenen Vater und brachte sie auf die Insel Tauris. Seit sie dort ist, steht sie als Priesterin in den Diensten der Göttin Diana. Iphigenie konnte auf Tauris bewirken, dass Fremde, die auf der Insel ankommen, nun nicht mehr der Göttin Diana geopfert werden müssen. Iphigenie ist froh, gerettet worden zu sein, sehnt sich aber nach ihrer Familie. Sie wendet sich an die Göttin Diana mit der Bitte, sie wieder mit ihrer Familie zusammenzubringen. 

Thoas, der König von Tauris, hält um Iphigenies Hand an, doch sie lehnt die Heirat ab. Zum einen möchte sie Tauris verlassen und zurück nach Griechenland gehen und zum anderen lastet ein Fluch auf ihrer Familie, der bewirkt, dass Familienmitglieder sich gegenseitig töten. Thoas ist mit ihrer Ablehnung unzufrieden und als Iphigenie ihm sagt, dass nur die Göttin Diana das Recht habe, über sie zu bestimmen, führt er kurzerhand das Menschenopfer für die Göttin wieder ein. Zwei Fremde, die nach Tauris gekommen sind, wird er für ihr Opfer zum Tempel der Diana schicken. Die verzweifelte Iphigenie betet zur Göttin Diana. 

Aufzug 2 – steigende Handlung 

Iphigenies Bruder Orest ist mit seinem Freund Pylades auf Tauris angekommen. Seit dem Mord an seiner Mutter wird Orest von den Furien (Rachegöttinnen) verfolgt und hatte beim Gott Apoll gebeten, von seiner Schuld erlöst zu werden. Dieser gab ihm den Auftrag, nach Tauris zu gehen und von dort seine verlorene Schwester wieder in die Heimat zu bringen. Orest versteht dies jedoch nicht richtig und nimmt fälschlicherweise an, er müsse ein Bildnis von Apollons Schwester, der Göttin Diana, aus ihrem Tempel auf Tauris entwenden. Orest und Pylades hoffen auf die Milde der Priesterin.

Iphigenie trifft zuerst auf Pylades, der seine und Orests wahre Identität nicht preisgibt. Auch Iphigenie stellt sich nur als Priesterin der Diana vor. Iphigenie und Pylades erkennen, dass sie beide griechischer Herkunft sind. Iphigenie fragt ihn, wie der Trojanische Krieg ausgegangen ist, und hofft dabei darauf, dass ihr Vater noch lebt. Pylades berichtet ihr, dass Agamemnon von seiner Gattin Klytämnestra und ihrem Liebhaber Aigisthos ermordet wurde. Iphigenie ist von dieser Nachricht tief getroffen und verlässt Pylades, der sich fragt, welche wahre Identität die Priesterin der Diana verbirgt.

Aufzug 3 – Höhepunkt und Peripetie (Wendepunkt)

Iphigenie trifft Orest, den sie nicht erkennt, und fragt ihn nach ihren Geschwistern Orest und Elektra. Orest verschweigt seine Identität und versichert ihr, dass beide leben. Schließlich berichtet er Iphigenie von Orests Mord an Klytämnestra und die Schilderung erschüttert sie zutiefst. Durch ihre emotionale Reaktion auf Orests Handeln und ihr Mitgefühl für ihn gerührt gibt Orest sich Iphigenie zu erkennen. Auch Iphigenie enthüllt Orest ihre Identität. Dies bringt Orest dazu, seine Schwester zu überreden, sich wegen des auf ihm lastenden Familienfluchs schnell von ihm zu entfernen und mit seinem Freund Pylades fortzugehen. Doch Iphigenie hält zu ihrem Bruder und betet zu den Göttern, um ihn von dem Fluch zu erlösen. Und tatsächlich ist daraufhin der Fluch gebrochen und Orest wird nicht mehr von den Rachegöttinnen verfolgt. Pylades und Orest wollen mit Iphigenie nach Griechenland zurückkehren.

Aufzug 4 – fallende Handlung 

Orest und Pylades bereiten die Flucht von Tauris vor: In einer Bucht haben sich die Gefährten der beiden mit einem Boot versteckt, das sie und Iphigenie nach Griechenland bringen soll. Allerdings plagt Iphigenie ein schlechtes Gewissen, denn um diese Flucht möglich zu machen, muss sie den Herrscher Thoas anlügen, was nicht ihrem Wesen entspricht. Iphigenie fühlt sich mit List und Lüge unwohl und sie sorgt sich um ihren Bruder Orest. 

Arkas, der Botschafter des Königs, kommt zu Iphigenie und fordert sie auf, das Opfern der Fremden zu beschleunigen. Iphigenie täuscht Arkas mit ihrer Geschichte und verschafft so Orest und Pylades Zeit. Sie behauptet, einer der Fremden habe den Tempel der Diana entweiht und sie müsse nun erst das Bildnis der Diana erneut weihen und niemand dürfe dabei stören. Arkas will erst den König um Erlaubnis bitten, doch Iphigenie betont, dass nur die Priesterin über die Weihe entscheiden kann. Dann erinnert Arkas Iphigenie daran, dass sie das wieder eingeführte Menschenopfer beenden könnte, indem sie auf Thoas Werben eingeht. 

Allein reflektiert sie ihre Entscheidung, zu fliehen, und hat den Bewohnern der Insel gegenüber ein schlechtes Gewissen, da sie diese nicht im Stich lassen möchte. Als Pylades ihr berichtet, dass alles für die Flucht vorbereitet sei, gesteht Iphigenie ihm, dass sie auf den Botschafter des Königs warten möchte. Pylades meint, dass sie in dieser Notsituation keine andere Wahl hat, als zu lügen, wenn sie Pylades, sich selbst und ihren Bruder retten will. Als sie allein zurückbleibt, wünscht sie sich verzweifelt den Beistand der Götter für ihre Entscheidung.

Aufzug 5 – Auflösung des Konflikts

Arkas berichtet Thoas von seinem Misstrauen gegenüber den beiden Gefangenen und Iphigenie und erzählt, dass er von einem Schiff in einer Bucht gehört hat, mit dem die Fremden fliehen wollen. Thoas meint, dass er Iphigenie gegenüber zu viel Güte gezeigt hat und sie ihn im Gegenzug nur zurückgewiesen und angelogen hat. Er lässt sie zu sich bringen und fragt, aus welchem Grund sie die Opferung hinauszögert und wer die beiden Fremden sind. Iphigenie verrät nun Thoas, dass Orest ihr Bruder und Pylades sein Gefährte ist. Sie erklärt ihm auch, aus welchem Grund die beiden nach Tauris gekommen sind.

Dann erscheint der bewaffnete Orest, um Iphigenie zu holen und mit ihr zu fliehen. Pylades und Arkas kommen hinzu und Thoas gibt den Befehl, den Kampf gegen die Griechen auf dem Fluchtboot einzustellen, während verhandelt wird. Als Beweis seiner Identität zeigt Orest Thoas sein Schwert, das einst seinem Vater Agamemnon gehörte. Thoas akzeptiert dies, doch er will Orest für den Raub des Bildnisses der Diana bestrafen. Iphigenie kann jedoch einen bewaffneten Konflikt zwischen Thoas und Orest verhindern, indem sie an seine Menschlichkeit appelliert. Orest erkennt seinen Irrtum: Er sollte seine Schwester Iphigenie und nicht das Bildnis der Diana nach Griechenland bringen, denn seit er mit seiner Schwester vereint ist, verfolgen ihn die Furien nicht mehr. Iphigenie und Orest appellieren beide an Thoas, damit sie Apollons Auftrag erfüllen und so ihre Familie retten können. Thoas willigt ein und lässt sie gehen.

Iphigenie auf TaurisFigurenkonstellation

Die Figurenkonstellation in Iphigenie auf Tauris ist gut zu überblicken. In Iphigenie auf Tauris gibt es nur fünf Figuren, die auftreten. Bei der Figurenkonstellation kann man zwischen der griechischen und der taurischen Seite unterscheiden: Iphigenie, ihr Bruder Orest und ihr beider Cousin Pylades sind griechischer Herkunft, Thoas und sein Berater Arkas sind Taurer.

Iphigenie auf TaurisPersonenkonstellation und Charakterisierung

Figur Charakterisierung
Iphigenie – Zentraler Charakter des Dramas
– Tochter von Agamemnon und Klytämnestra
– Sie gehört zum Geschlecht der Tantaliden (auch Atriden).
– Schwester von Orest und Elektra
– Sie dient Göttin Diana auf Tauris als Priesterin.
– Ehrlich, mitfühlend, treu
– Sie glaubt an die Macht der Wahrheit und des humanen Handelns.
– Wandel im Drama: passives Opfer der Götter → Sie erkennt ihre eigene Gestaltungsmacht und bestimmt ihr Schicksal selbst.
Thoas – Herrscher von Tauris
– Sein einziger Sohn und Thronfolger starb im Kampf.
– Er kümmert sich um Iphigenie.
– Er macht Iphigenie einen Heiratsantrag.
– Zornig über Absage Iphigenies → Einführung des Menschenopfers
– Er handelt menschlich und erfüllt Iphigenies Wunsch, Tauris zu verlassen.
Orest – Iphigenies Bruder
– Er hat Mutter Klytämnestra ermordet.
– Er wird seitdem von Rachegöttinnen verfolgt.
– Er reist nach Tauris, um den Familienfluch zu brechen.
– Impulsiv
– Getriebener mit Schuldgefühlen
– Er sieht das Schicksal in den Händen der Götter.
– Nach Auflösung des Fluchs: Freude, Entschlossenheit und Tatkraft
Pylades – Gefährte und Cousin von Orest und Iphigenie
– Klug und strategisch denkend
– Er ist im Notfall auch unehrlich.
– Er macht alles, um sein Ziel zu erreichen.
– Ziel: Er möchte mit Orest und Iphigenie nach Griechenland zurückkehren.
Arkas – Vertrauter und Botschafter von König Thoas
– Loyal (treu), rational und vernünftig
– Er hat Einfluss auf den Herrscher.

Iphigenie auf Tauris – Motive

Goethe hat in Iphigenie auf Tauris Motive der Weimarer Klassik verarbeitet. In ihren Manifesten haben Schiller und Goethe die Erziehung des Menschen zur ästhetischen und humanistischen Bildung stets betont. Kunst dient hier dem Zweck, den Menschen zu einem allseitig gebildeten, humanen und vernunftgeprägten Wesen auszubilden. In Iphigenie auf Tauris spiegelt sich das Ideal dieses Menschen in der Figur der Iphigenie wider.

Iphigenie verkörpert das Ideal einer ethisch handelnden Person, da sie wahrheitsliebend ist. Lügen fällt ihr schwer, besonders Menschen gegenüber, die ihr wohlgesinnt sind. Selbst als die Lüge ihrem Schutz und dem ihrer Familie dient, ringt sie mit sich. Schließlich ist sie in Bezug auf ihre Situation und ihren Bruder Orest ehrlich zu König Thoas. Es widerstrebt Thoas’ eigenen Interessen, aber auch er wird von der ehrlichen und menschenliebenden Art der Iphigenie zu seiner Entscheidung geleitet, Iphigenie mit ihrem Bruder Orest und dem Cousin Pylades nach Griechenland ziehen zu lassen. Iphigenie hat verhindert, dass ein bewaffneter Konflikt zwischen den Parteien ausgetragen wird.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Iphigenie auf Tauris

Der Dramentext wurde im Jahr 1787 veröffentlicht und wird somit der Weimarer Klassik zugeordnet. Die Epoche der Weimarer Klassik dauerte etwa von 1986 bis 1805 und hatte ihr Zentrum in Weimar.

Iphigenies Vater Agamemnon will Iphigenie den Göttern opfern, sie überlebt jedoch die Opferung, da sie von der Göttin Diana beschützt und anschließend auf die Insel Tauris gebracht wird. Dort dient sie Diana als Priesterin.

Die Göttin Diana hat Iphigenie in einer Wolke nach Tauris gebracht, um sie vor ihrer Opferung zu retten.

Arkas ist ein Vertrauter von König Thoas von Tauris. Er überbringt wichtige Botschaften für Thoas, u. a. zwischen Thoas und Iphigenie.

Goethes Italienreise im Jahr 1786 führte bei ihm zu einer Wiederentdeckung der Antike und seiner literarischen Stoffe. Ein Werk, an dem sich Goethe thematisch orientierte, war Iphigenie auf Tauris von Euripides. Goethe schuf in Iphigenie auf Tauris im Charakter der Iphigenie sein Idealbild des Menschen.

Das Drama Iphigenie auf Tauris spielt auf der Insel Tauris, von der heute angenommen wird, dass es sich um die Halbinsel Krim am Schwarzen Meer handelt.

Iphigenie handelt im Drama vorbildlich im Sinne des Ideals der Klassik: menschlich, vernünftig und ethisch. Indem Iphigenie sich in ihrem moralischen Handeln nicht beirren lässt, beeinflusst sie ebenfalls andere Figuren positiv.

Iphigenie auf Tauris hat zwar den Aufbau eines klassischen Dramas und somit auch einer Tragödie, kann jedoch wegen ihres gewaltlosen Ausgangs nicht als Tragödie bezeichnet werden.

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