Das Metrum im Gedicht – Erklärung und Beispiele
Erfahre, was das Metrum in Gedichten ausmacht und lerne, es zu bestimmen. Das Metrum definiert die Betonungsmuster in Versen, wie Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst. Verbinde den Rhythmus mit dem Inhalt für eine tiefere Gedichtsanalyse. Dies und vieles mehr findest du im folgenden Text!
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Das Metrum – Definition
Einfach erklärt ist das Metrum neben der Kadenz und dem Reimschema eines der formalen Merkmale des Gedichts. Als Metrum oder Versmaß wird die Reihenfolge betonter und unbetonter Silben in einem Vers bezeichnet. Das Metrum setzt sich aus der Anzahl an gleichmäßigen Versfüßen zusammen. Insgesamt gibt es neun verschiedene Metren, in deutschsprachigen Gedichten beschränkt sich das Metrum jedoch in der Regel auf nur vier Versfüße: Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst.
Das Metrum steht meist in Verbindung mit dem Inhalt und der Bedeutung des Gedichts. Verschiedene Metren erzeugen einen unterschiedlichen Rhythmus beim Vortragen eines Gedichts.
In der Lyrik spricht man auch von der Metrik, wenn man die Verslehre bei der Gedichtanalyse meint. Der Plural von Metrum lautet Metren.
Das Metrum im Gedicht bestimmen – einfach erklärt
Um herauszufinden, welches Metrum im Gedicht vorliegt, untersuchst du, ob die Silben betont oder unbetont sind. Betonte Silben werden auch als Hebung, unbetonte Silben als Senkung bezeichnet.
Zunächst liest du den Vers laut und deutlich vor. Versuche, die einzelnen Wörter so natürlich wie möglich zu betonen, also wie beim alltäglichen Sprechen. Es ist sinnvoll, die betonten Silben oberhalb der Wörter mit einem Strich (–) zu markieren und diejenigen Silben, die unbetont sind, mit einem Bogen in Form eines u zu versehen:
Quelle sofatutor.com
Um das Metrum im Gedicht zu bestimmen, ist es nun notwendig, die vier wichtigsten Versfüße und ihre Betonung zu kennen. Die folgende Tabelle dient als Übersicht über die Silbenbetonung der Versfüße (Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst) mit entsprechenden Beispielwörtern.
Versfuß | Betonung | Beispielwort |
---|---|---|
Jambus | unbetont – betont | Sym-bol |
Trochäus | betont – unbetont | Träu-me |
Daktylus | betont – unbetont – unbetont | Wan-de-rer |
Anapäst | unbetont – unbetont – betont | Pa-ra-dies |
Der Jambus
Man spricht von einem Jambus, wenn die Silbenkombination unbetont – betont (oder: Senkung – Hebung) vorliegt. Diese Abfolge wird auch jambische Silbenfolge genannt und ist beispielhaft an den folgenden Wörtern zu erkennen. Die betonten Silben (Hebungen) sind fett hervorgehoben:
ge-lehrt, Ver-bot, Be-trug, seit-her, Sys-tem, Sym-bol, Bal-lon, ja-wohl
Der Jambus ist einer der beliebtesten Versmaße in der deutschsprachigen Lyrik. In den nachfolgenden Versen aus dem Gedicht „Abendlied“ von Matthias Claudius liegt ebenfalls ein Jambus vor:
Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar.
Für die Bestimmung des Metrums ist es nun wichtig, die Anzahl der betonten Silben (Hebungen) pro Vers zu zählen. In jedem Vers gibt es hier drei Hebungen. Daher spricht man von einem dreihebigen Jambus. Da jedes Gedicht unterschiedlich lange Verse hat, können unterschiedlich viele Hebungen vorkommen. Es gibt also auch vier-, fünf-, oder sechshebige Jamben. Insbesondere der fünfhebige Jambus (bzw. jambischer Fünfheber) ist als klassischer dramatischer Vers eine weitverbreitete Art des Metrums und ist auch als sogenannter Blankvers bekannt.
Der Trochäus
Im Gegensatz zum Jambus ist beim Trochäus die Betonung der Silben betont – unbetont (oder: Hebung – Senkung). Die trochäische Silbenfolge wird beispielhaft an den folgenden Wörtern gezeigt:
träu-men, Och-se, Är-ger, Sor-gen, pas-sen, wach-sam
Wie die Betonung des Anfangs eines jeden Verses wirkt, verdeutlicht der Auszug aus Friedrich Schillers Gedicht „Sehnsucht“, in dem ein vierhebiger Trochäus vorliegt.
Ach, aus dieses Tales Gründen,
Die der kalte Nebel drückt,
Könnt ich doch den Ausgang finden,
Ach, wie fühlt ich mich beglückt!
Der Daktylus
Der Daktylus ist im Kontrast zum Jambus und Trochäus ein dreisilbiger Versfuß. Die Silbenfolge betont – unbetont – unbetont (Hebung – Senkung – Senkung) kann man sich mithilfe des Wortes Dak-ty-lus gut merken, denn auch hier liegt die Betonung auf der ersten Silbe. Weitere Wörter mit einer daktylischen Silbenfolge sind:
Kö-ni-gin, Hei-li-ge, Neu-lin-ge, Sin-gen-de, Wan-de-rer, Le-ben-de, ty-pi-sche, lus-ti-ges
Im nachfolgenden Auszug aus dem Gedicht „Ermunterung“ von Johann Gaudenz von Salis-Seewis liegt ein vierhebiger Daktylus vor:
Seht! wie die Tage sich sonnig verklären!
Blau ist der Himmel und grünend das Land.
Klag‘ ist ein Misston im Chore der Sphären!
Trägt denn die Schöpfung ein Trauergewand?
Der Anapäst
Der Anapäst ist genau wie der Daktylus ein dreisilbiger Versfuß. Er zeichnet sich durch die Silbenfolge unbetont – unbetont – betont (Senkung – Senkung – Hebung) aus. Das Wort Anapäst wird praktischerweise genauso ausgesprochen, nämlich mit der Betonung auf der letzten Silbe: A-na-päst. Die nachfolgenden Wörter weisen ebenfalls die anapästische Silbenfolge auf:
Pa-ra-dies, Ma-le-rei, ne-ben-bei, Tol-le-rei, E-ner-gie
Ein Beispiel für einen zweihebigen Anapäst in der Lyrik liefern die folgenden Verse des Gedichts „Schenken“ von Joachim Ringelnatz:
Schenke groß oder klein,
aber immer gediegen.
Wie du vielleicht bemerkt hast, bleibt hier im zweiten Vers eine unbetonte Silbe am Versende übrig, die keine anapästische Silbenfolge bildet. Diese Verkürzung tritt bei dreisilbigen Versfüßen (Anapäst und Daktylus) häufiger auf. Man spricht hier von einem katalektischen Vers.
Ebenso kann ein Vers auch mit einem verkürzten Versfuß beginnen, wie im folgenden Vers aus Goethes Gedicht „Pandora“. Dies bezeichnet man als einen akephal verkürzten Vers:
Wo gestern die Liebste mir wandelt’ und sang
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