„Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff – Analyse und Interpretation

Erforsche die Romanik in Eichendorffs Gedicht „Sehnsucht“. Das lyrische Ich sehnt sich nach der Natur, während Wanderer Lieder singen. Entdecke die wichtigen formellen Aspekte wie Metrum und Reimschema. Dies und mehr erwartet dich in dieser Analyse!

Inhaltsverzeichnis zum Thema „Sehnsucht“ von Eichendorff

Das Quiz zum Thema: Sehnsucht Eichendorff

Welcher literarischen Epoche wird das Gedicht "Sehnsucht" von Joseph von Eichendorff zugeordnet?

Frage 1 von 5

Welches zentrale Motiv findet sich im Gedicht "Sehnsucht" von Eichendorff?

Frage 2 von 5

In welcher Form ist das Versmaß im Gedicht "Sehnsucht" gehalten?

Frage 3 von 5

Was symbolisiert die Nacht im Gedicht "Sehnsucht" von Eichendorff?

Frage 4 von 5

Warum wird das Gedicht "Sehnsucht" von Eichendorff häufig als Kurzballade bezeichnet?

Frage 5 von 5

„Sehnsucht“ von Eichendorff im Überblick

  • Das Gedicht „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff (1788–1857) wurde im Jahr 1834 verfasst und zählt in die literarische Epoche der Romantik.
  • Es wird aufgrund seines Volksliedcharakters häufig auch als Kurzballade bezeichnet.
  • Eichendorffs Gedicht beschreibt das Fernweh und die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach der Freiheit in der Natur.
  • Eine Gedichtanalyse von Eichendorffs „Sehnsucht“ gliedert sich in Einleitung, Hauptteil und Schluss, wobei der Hauptteil auf Inhalt, Form und Sprache eingehen sollte.
  • Bei der Formulierung einer Deutungshypothese sollte beachtet werden, dass es sich bei dem Gedicht „Sehnsucht“ von Eichendorff um einen Text der Romantik mit typischen Merkmalen handelt.
Sehnsucht Eichendorff: Lernvideo

Quelle sofatutor.com

Text des Gedichts „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff

Das Gedicht „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff wird der Epoche der Romantik zugerechnet, weil sich hier viele typische Merkmale aus dieser Zeit finden lassen. Häufig wurde das Gedicht aufgrund seines volksliedhaften Charakters auch als Kurzballade aufgefasst. Deshalb existieren heute auch viele Vertonungen und moderne Versionen von Eichendorffs Sehnsuchtsgedicht.

Bevor du mit der Analyse und Gedichtinterpretation von Eichendorffs „Sehnsucht“ beginnst, solltest du dir den Originaltext genau anschauen und am besten mehrfach durchlesen, wobei du bereits auf die drei wesentlichen Aspekte Inhalt, Form und Sprache achten kannst.

Joseph von Eichendorff: „Sehnsucht“ (1834)

1    Es schienen so golden die Sterne,

2    Am Fenster ich einsam stand

3    Und hörte aus weiter Ferne

4    Ein Posthorn im stillen Land.

5    Das Herz mir im Leibe entbrennte,

6    Da hab‘ ich mir heimlich gedacht:

7    Ach wer da mitreisen könnte

8    In der prächtigen Sommernacht!

9    Zwei junge Gesellen gingen

10  Vorüber am Bergeshang,

11  Ich hörte im Wandern sie singen

12  Die stille Gegend entlang:

13  Von schwindelnden Felsenschlüften,

14  Wo die Wälder rauschen so sacht,

15  Von Quellen, die von den Klüften

16  Sich stürzen in die Waldesnacht.

17  Sie sangen von Marmorbildern,

18  Von Gärten, die überm Gestein

19  In dämmernden Lauben verwildern,

20  Palästen im Mondenschein,

21  Wo die Mädchen am Fenster lauschen,

22  Wann der Lauten Klang erwacht,

23  Und die Brunnen verschlafen rauschen

24  In der prächtigen Sommernacht. –

(Quelle: https://www.projekt-gutenberg.org/eichndrf/gedichte/chap017.html, abgerufen am 29.09.2022 um 12:41 Uhr)

„Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff – Analyse und Interpretation

Eine Gedichtanalyse gliederst du immer in Einleitung, Hauptteil und Schluss. Als erste Orientierung für eine Analyse des Gedichts „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff kann das folgende Tafelbild dienen.

Einleitung Hauptteil Schluss
allgemeine Daten zum Gedicht
(Autorin/Autor, Titel, Erscheinungsjahr, Epoche)
ausführliche Inhaltsangabe
(etwa zwei bis drei Sätze pro Strophe)
Zusammenfassung der wichtigsten Analyseergebnisse
kurze Inhaltsangabe
in ein bis zwei Sätzen
Schilderung der Gefühle und Gedanken des lyrischen Ichs innerhalb der Inhaltsangabe Interpretation der Bedeutung des Gedichts
Fokus der Analyse
(Deutungshypothese)
Fokus auf Inhalt (Motive, Symbole),
Form (Strophen, Reimschema, Versmaß, Kadenzen) und Sprache (rhetorische Stilmittel, Wortfelder, Zeitform)
Deutungshypothese begründen und abschließend beantworten

Außerdem benötigst du eine sogenannte Deutungshypothese, eine Behauptung, die du im weiteren Verlauf der Interpretation versuchst zu begründen. Oftmals wird dir diese Deutungshypothese schon indirekt durch die Aufgabenstellung vorgegeben. Daher ist es sehr wichtig, diese aufmerksam zu lesen.

Analyse von „Sehnsucht“ – Einleitung

In der Einleitung zur Analyse des Gedichts „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff werden zunächst die wichtigen allgemeinen Daten genannt:

  • Name der Autorin bzw. des Autors
  • Titel des Gedichts
  • Erscheinungsjahr
  • Epoche/Entstehungshintergrund 
  • Kurze Inhaltsangabe des Gedichts in ein bis zwei Sätzen

Beispiel für einen möglichen Einleitungssatz:

Das Gedicht „Sehnsucht“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst und 1834 veröffentlicht. Damit fällt die Entstehungszeit des Gedichts in die Epoche der Romantik. Es ist ein beispielhafter Ausdruck des romantischen Gefühls, da es die Sehnsucht und das Fernweh des lyrischen Ichs thematisiert, das am Fenster steht und zwei Wanderern beim Singen zuhört. Dabei beschreibt das lyrische Ich seine Sinneseindrücke und Empfindungen.

Analyse von „Sehnsucht“ – Hauptteil

Im Hauptteil folgt nun eine ausführliche Inhaltsangabe des Gedichts „Sehnsucht“ von Eichendorff. Dabei empfiehlt es sich, die einzelnen Strophen chronologisch in je zwei bis drei Sätzen zusammenzufassen.

Eine mögliche Zusammenfassung der einzelnen Strophen des Gedichts „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff kannst du in der folgenden Übersicht lesen.

Strophe Zusammenfassung
1. Strophe (V. 1–8) In der ersten Strophe steht das lyrische Ich am Fenster und
betrachtet den Nachthimmel. Aus der Ferne ertönt ein
Posthorn, was die Reiselust des lyrischen Ichs entfacht.
2. Strophe (V. 9–16) In der folgenden zweiten Strophe des Gedichts beobachtet
das lyrische Ich zwei Wanderer, die vorübergehen und ein Lied
über die Natur singen. Durch dieses Lied wird die Sehnsucht
des lyrischen Ichs nach fernen Orten noch gesteigert.
3. Strophe (V. 17–24) Das Lied der Wanderer und damit auch das beschriebene
Fernweh des lyrischen Ichs wird in der dritten Strophe des
Gedichts fortgesetzt und mit den Motiven der Nacht und Natur
verbunden.

Nach der Inhaltsangabe werden die formalen Kriterien und der Aufbau des Gedichts Sehnsucht“ von Eichendorff analysiert: Anzahl der Strophen und Verse, Metrum (Versmaß), Reimschema und Kadenzen.

Formale Kriterien Erläuterung Mögliche Interpretation
Anzahl der
Strophen und Verse
Das Gedicht „Sehnsucht“ von Eichendorff
umfasst drei Strophen zu je acht Versen.
Jede Strophe endet mit dem Wort „Nacht“.
Das für die Romantik zentrale
Motiv der Nacht wird betont.
Metrum (Versmaß) unregelmäßig;
unterschiedliche Lesarten möglich
Lesart 1: Daktylus durchmischt mit Trochäen
Lesart 2: Jambus und Daktylus wechseln sich ab.
Auch das lyrische Ich
empfindet eine große Unruhe,
da es sich an weit entfernte
Orte wünscht.
Reimschema Das Reimschema ist ein regelmäßiger Kreuzreim
(Muster abab / cdcd).
Der Kreuzreim ist
charakteristisch für ein
Volkslied und damit auch für
die Epoche der Romantik.
Kadenzen wechselnde männliche und weibliche Kadenzen Die wechselnden Kadenzen
unterstreichen den
Volksliedcharakter.

Idealerweise sollte man diese Merkmale der Gedichtform von Eichendorffs „Sehnsucht“ nicht nur nennen, sondern auch gleich für die Interpretation des Gedichts nutzen. 

Denn Analyse und Interpretation eines Gedichts gehören untrennbar zusammen!

Bei der Deutung des Gedichts „Sehnsucht“ von Eichendorff kann man außerdem auf die zentralen Motive und Symbole achten. Das lässt sich am besten an der Wortwahl innerhalb der einzelnen Strophen feststellen.

Zentrale Motive und Symbole im Gedicht „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff:

  • Natur (V. 4 „Land“ / V. 10 „Bergeshang“ / V. 13  „Felsenschlüften“ / V. 14 „Wälder“ / V. 15 „Quellen“ / V. 18 „Gärten“/„Gestein“)
  • Nacht und Licht (V. 1 „Sterne“ / V. 20 „Mondenschein“ / V. 8/24 „Sommernacht“ / V. 16 „Waldesnacht“ / V. 19 „dämmernd“)
  • Kulturgüter (V. 4 „Posthorn“, V. 17 „Marmorbildern“, V. 22 „Lauten“)
  • Geräusche (V. 3/11 „hörte“ / V. 4 „im stillen Land“ und V. 12 „stille Gegend“ / V. 14/23 „rauschen“ / V. 21 „lauschen“ / V. 11 „singen“)

Außerdem ist es für jede Gedichtinterpretation wichtig, sich mit der verwendeten Sprache auseinanderzusetzen. Hier kann man sich neben der Wortwahl vor allem mit speziellen Stilmitteln beschäftigen, die für die jeweilige Deutungshypothese relevant sind.

Rhetorische Stilmittel im Gedicht „Sehnsucht von Joseph von Eichendorff:

  • Enjambements (Zeilensprünge) → jeweils in den letzten zwei Versen jeder Strophe
  • Metapher (V. 5 „Das Herz mir im Leibe entbrennte […]“)
  • Personifikationen (V. 15/16 „Quellen […] stürzen“ / V. 22 „der Lauten Klang erwacht“ / V. 23 „die Brunnen verschlafen rauschen“)

Analyse von „Sehnsucht“ – Schluss

Zum Schluss gibst du eine Zusammenfassung der wichtigsten Analyseergebnisse hinsichtlich deiner eingangs formulierten Deutungshypothese. Dabei greifst du jene Aspekte noch einmal auf, die für die Interpretation der Bedeutung des Gedichts entscheidend waren. Für einen solchen Schluss gibt es leider keine Musterlösung, da die gemachten Beobachtungen innerhalb einer Gedichtanalyse immer individuell verschieden ausfallen.

Häufig gestellte Fragen zum Thema „Sehnsucht“ von Eichendorff

Das Versmaß oder Metrum des Gedichts „Sehnsucht“ von Eichendorff lässt sich nicht ganz eindeutig bestimmen.

Tatsächlich wird das Gedicht „Sehnsucht“ von Eichendorff häufig als Kurzballade bezeichnet, da es unter anderem durch den regelmäßigen Kreuzreim Merkmale eines Lieds aufweist.

Im Gedicht „Sehnsucht“ von Eichendorff finden sich viele romantische Motive wie die Sehnsucht, das Fernweh, die Reiselust und gefühlvolle Naturbeschreibungen.

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