Literarische Erörterung

Erfahre, wie du in einer literarischen Erörterung dein persönliches Urteil überzeugend und begründet darlegst. Textgebunden oder frei, mit oder ohne Außentext – entdecke die verschiedenen Formen und erhalte Tipps zur gelungenen Argumentation. Dies und vieles mehr findest du im folgenden Text!

Inhaltsverzeichnis zum Thema Literarische Erörterung

Literarische Erörterung im Überblick

  • Die literarische Erörterung ist eine besondere Form der Erörterung.
  • Die Streitfrage, die in Form einer Argumentation schriftlich diskutiert werden soll, bezieht sich auf ein bzw. auf mehrere literarische Texte, zum Beispiel auf Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“ oder Heinrich Manns „Der Untertan“.
  • Ziel einer literarischen Erörterung ist es, das persönliche Urteil gegenüber der Streitfrage überzeugend und begründet darzulegen.
Literarische Erörterung: Lernvideo

Quelle sofatutor.com

Literarische Erörterung – Definition

Ob Antigone, Faust, Hamlet, Woyzeck oder Corpus Delictiliterarische Texte bieten unzählige kontroverse Aspekte, die im Rahmen einer literarischen Erörterung diskutiert werden können. Denn bei einer literarischen Erörterung bezieht sich die Streitfrage, die diskutiert werden soll, auf ein oder mehrere literarische Werke. Ziel einer literarischen Erörterung ist es, eine strittige Frage, die sich zum Beispiel auf den Inhalt eines Dramas, eines Romans oder eines Gedichts bezieht, schriftlich zu diskutieren. Der persönliche Standpunkt soll dabei überzeugend und aussagekräftig dargelegt werden. 

Die Erörterung literarischer Texte ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die sich neben der Erörterung pragmatischer Texte als eine mögliche Aufgabe im Deutschabitur wiederfindet. Der Unterschied zum untersuchenden Erschließen und Erörtern pragmatischer Texte liegt demnach in der Textgrundlage

Eine literarische Erörterung kann entweder frei oder textgebunden sein. Nicht jede literarische Erörterung ist demnach eine textgebundene Erörterung – der entscheidende Unterschied liegt in der Aufgabenstellung.

Die textgebundene literarische Erörterung

Bei der textgebundenen literarischen Erörterung bezieht sich die Aufgabenstellung auf eine bestimmte literarische Vorlage. Hierbei kann es sein, dass ein literarischer Text bzw. ein Auszug dessen der Aufgabenstellung beigefügt ist. Auf diesen soll dann innerhalb der verlangten Erörterung eingegangen werden. 

Es folgen ein paar Beispiele für Aufgabenstellungen, die eine textgebundene literarische Erörterung verlangen: 

  • Erörtere, inwiefern Nathan und Saladin als aufgeklärte Gläubige bezeichnet werden können. (Nathan der Weise, Gotthold Ephraim Lessing)
  • Bleibt Franz Moor seinem Wesen bis zum Ende treu? Beziehe ausführlich Stellung und arbeite dabei mit Textbelegen aus dem Werk. (Die Räuber, Friedrich Schiller)

Die freie literarische Erörterung

Die freie literarische Erörterung lässt offen, welches literarische Werk als Bezugsrahmen für eine zu diskutierende Frage genutzt wird. Es bietet sich an, hierbei auf literarische Texte zurückzugreifen, die auch bereits im Unterricht besprochen wurden.

Hier ist ein Beispiel für eine Aufgabenstellung, die eine freie literarische Erörterung verlangt: 

  • Erörtern Sie die folgende Aussage zum Thema Diskrepanz zwischen Recht und Rechtsgefühl in der Literatur an zwei ausgewählten literarischen Werken.

Die literarische Erörterung mit Außentext

Häufig ist es der Fall, dass der Aufgabenstellung einer literarischen Erörterung ein Außentext beigefügt ist. Bei einem Außentext handelt es sich um einen sogenannten Sekundärtext. Dieser kann zum Beispiel in Form eines Zitats oder eines pragmatischen Textes vorliegen. Der Außentext bestimmt den Fokus des zu erörternden Themas und ist deshalb von großer Bedeutung für die Bearbeitung der Aufgabe. 

  • Erörtere die folgende Rezension zum Roman Der Verlorene von Hans-Ulrich Treichel.

Eine literarische Erörterung schreiben

Soll eine literarische Erörterung, zum Beispiel in der Oberstufe, verfasst werden, ist es wichtig, den Aufbau eines solchen Aufsatzes sowie die dafür notwendigen Arbeitsschritte gut zu kennen. Wie bei jedem Aufsatz gilt: Eine gründliche Vorarbeit erleichtert das Ausformulieren des Aufsatzes. Zum Beispiel kann es hilfreich sein, beim Üben des literarischen Erörterns auf Musterbeispiele zurückzugreifen, um eine Idee davon zu bekommen, wie der verlangte Aufsatz aussehen könnte. 

Die folgende Tabelle listet das Vorgehen Schritt für Schritt auf und kann somit beim Schreiben einer literarischen Erörterung als Checkliste dienen:

Schritte im Schreibprozess
einer Erörterung
Erklärung
Schritt 1:
Thema und Art der
Erörterung erschließen
– Aufgabenstellung und ggf. Material gründlich lesen
– Textsorte, Autor(in), Thema und Inhalt des literarischen Textes erfassen
– Erste Gedanken zum Thema notieren
Schritt 2:
Stoffsammlung und
Gliederung anlegen
– These der Erörterung in eigenen Worten formulieren
– Ggf. Textausschnitte sichten und mit These in Beziehung setzen
– Eigene Position entwickeln
– These durch Untersuchungsergebnisse stützen
– Untersuchungsergebnisse, die gegen These sprechen, sammeln
– Eigene Wertung der These begründen
– Sinnvolle Anordnung der Argumente und Gegenargumente festlegen (z. B. Sanduhr- oder Ping-Pong-Prinzip)
Schritt 3:
Einleitung der linearen
Erörterung schreiben
– Autor(in), Titel, Thema und Textsorte des literarischen Textes nennen, ggf. in Gesamtzusammenhang einordnen
– Zum Thema und damit zur These hinführen
– Einleitungssatz der Erörterung soll Interesse wecken, Strittigkeit des Themas aufzeigen und kann auf die Aktualität des Themas verweisen.
Schritt 4:
Hauptteil der linearen
Erörterung schreiben
– These in Beziehung zum literarischen Text setzen
– Argumente und Gegenargumente entsprechend dem gewählten Argumentationsprinzip anführen
Schritt 5:
Schluss der linearen
Erörterung schreiben
– Im Hauptteil ausgeführte Argumentation kurz zusammenfassen
– Bezug zur Einleitung möglich
– Keine neuen Argumente anbringen
– Ein Fazit im Schlussteil der Erörterung formulieren und den eigenen Standpunkt deutlich machen
Schritt 6:
Erörterungstext überarbeiten
– Prüfen, ob der Erörterungstext folgende Kriterien erfüllt und ggf. überarbeiten:
→ Die sprachliche Gestaltung der Erörterung ist sachlich und klar.
→ Abwechslungsreiche Satzanfänge innerhalb der Erörterung (ggf. Formulierungshilfen nutzen)
→ Wortwiederholungen, Rechtschreib- und Grammatikfehler wurden vermieden.
→ In der Erörterung wurde die Zeitform Präsens verwendet.

Formulierungshilfen für eine literarische Erörterung

Egal ob eine literarische Erörterung frei oder textgebunden vorgenommen werden soll, von entscheidender Bedeutung für die Nachvollziehbarkeit des argumentativen Gedankengangs ist der sprachliche Ausdruck. Es kann hilfreich sein, sich in Vorbereitung auf eine Erörterungsaufgabe verschiedene Redemittel einzuprägen. 

Im Folgenden werden einige Formulierungshilfen für die literarische Erörterung genannt: 

  • … spricht an, …
  • … behauptet …
  • … übt insofern Kritik, als dass …
  • Sowohl … als auch … machen deutlich, dass …
  • Dem stehen einige Argumente entgegen, …
  • … vernachlässigt dabei …
  • Im Kontext des … ist außerdem zu sehen, dass …
  • Nicht außer Acht zu lassen ist, dass …
  • Anhand des Beispiels … wird deutlich, dass …

Häufig gestellte Fragen zum Thema Literarische Erörterung

Eine Erörterung ist eine klassische Aufsatzart, die zum Beispiel im Deutschunterricht verlangt wird. Bei einer Erörterung soll eine strittige Frage schriftlich diskutiert werden. Ziel einer Erörterung ist es, die Argumentation so zu formulieren, dass die eigene Meinung gegenüber der Streitfrage überzeugend dargestellt wird.

Die Einleitung einer literarischen Erörterung führt Autor(in), Titel, Thema und Textsorte an und leitet dann zur Interpretationsthese über. Zu empfehlen ist, dass deutlich gemacht wird, wie These und literarischer Text in Beziehung stehen. All dies sollte in eigenen Worten formuliert werden.

Vor dem Schreiben einer literarischen Erörterung ist zunächst eine gründliche Vorarbeit wichtig. Dazu sollte die Aufgabenstellung durchdrungen und ggf. das dazugehörige Material gründlich gelesen werden. Von besonderer Bedeutung ist, dass These und literarisches Werk in Beziehung zueinander gesetzt werden. Um gedankliche Zusammenhänge klarzumachen, können Formulierungshilfen genutzt werden.

Eine gelungene Erörterung weist verschiedene Merkmale auf: Ihre Struktur ist logisch, wodurch sich dem Gedankengang problemlos folgen lässt. Sie ist sachlich geschrieben und im Präsens verfasst. Die Argumente sind schlagkräftig und werden durch Beispiele gestützt. Insgesamt sollte aus einer Erörterung der darin vertretene Standpunkt klar hervorgehen und überzeugend wirken.

Grundsätzlich lassen sich literarische Texte in drei Gattungen unterteilen: Es gibt epische Texte, zum Beispiel Romane, Kurzgeschichten, Fabeln und Parabeln. Außerdem gibt es lyrische Texte, wie beispielsweise Gedichte, Sonette und Balladen. Darüber hinaus zählen die dramatischen Texte, wie zum Beispiel Komödien und Tragödien, zu den drei Hauptgattungen der Literatur.

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