Episches Theater – Entstehung, Bedeutung und Merkmale
Entdecke das epische Theater, von Bertolt Brecht und Erwin Piscator in den 1920er-Jahren entwickelt. Diese innovative Form vereint Epik und Dramatik, zielt auf soziale Missstände ab und regt zum kritischen Denken an.
Inhaltsverzeichnis zum Thema Episches Theater
Das Quiz zum Thema: Episches Theater
Was versteht man unter dem epischen Theater?
Frage 1 von 5
Wer sind die Gründer des epischen Theaters?
Frage 2 von 5
In welcher Hinsicht unterscheidet sich das epische Theater vom klassischen dramatischen Theater?
Frage 3 von 5
Welches Ziel verfolgt das epische Theater hauptsächlich?
Frage 4 von 5
Welche Werke zählen zu den Beispielen des epischen Theaters?
Frage 5 von 5
Wie willst du heute lernen?
Episches Theater – Definition und Entstehung
Unter dem sogenannten epischen Theater versteht man ein spezielles Theaterkonzept, das in den 1920er-Jahren von Bertolt Brecht (1898–1956) entwickelt wurde. Dieser orientierte sich unter anderem an den Bühneninszenierungen von Erwin Piscator (1893–1966), der zu diesem Zeitpunkt bereits für sein politisches Theater bekannt geworden war. Daher können Brecht und Piscator als die Begründer des epischen Theaters angesehen werden.
Historisch fällt diese bis dahin neuartige Theaterkonzeption in eine Zeit großer Veränderungen. Durch die Industrialisierung und die damit einhergehende Verstädterung entstanden mehr und mehr gesellschaftliche Konflikte und Missstände, die Brecht und Piscator mit ihrem epischen Theater beleuchten wollten.
Zudem wird das epische Theater häufig auch als didaktisches oder analytisches Theater bezeichnet. Die Bedeutung des Begriffs „episches Theater“ setzt sich aus der Epik, den erzählenden Formen, und der Dramatik, den theatralischen Formen der Literatur, zusammen. Das epische Theater verfügt demnach sowohl über erzählende als auch über dramatische Elemente, die erstmals miteinander kombiniert wurden.
Vergleich – episches und klassisches dramatisches Theater
Das epische Theater wird als Gegenentwurf zum klassischen aristotelischen Theater verstanden. Klassisches und episches Theater unterscheiden sich vor allem in ihren Wirkungsweisen auf das Publikum.
Während das klassische Theater nach Aristoteles versucht, durch eine Illusion der Wirklichkeit Mitgefühl beim Publikum hervorzurufen, verfolgt das epische Theater das Ziel, eine Distanz zur Bühnenhandlung aufzubauen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sollen zum Nachdenken über die realen politischen Verhältnisse in der Gesellschaft angeregt werden.
Die angestrebte Distanz des Publikums im epischen Theater wird durch den Verfremdungseffekt erreicht: Durch erzählerische (epische) Elemente (wie z. B. Lieder, Kommentare oder direkte Ansprachen) kann der sogenannte V-Effekt eine kritische Haltung bei den Zuschauerinnen und Zuschauern hervorrufen.
Epische Elemente sind beispielsweise
- ein Prolog bzw. Epilog,
- ein Erzähler, der durch die Handlung führt und das Geschehen kommentiert,
- direkte Ansprachen, die sich an das Publikum richten, und
- Unterbrechungen des dramatischen Geschehens, z. B. in Form von Liedern.
Wenn du ein Referat über das epische Theater halten sollst, können dir die folgenden Informationen zu den Merkmalen und Unterschieden zwischen dem epischen und klassischen dramatischen Theater sicherlich weiterhelfen.
Episches Theater | Klassisches dramatisches Theater |
---|---|
offene Form/offenes Ende | geschlossene Form/geschlossenes Ende |
erzählend und handelnd | nur handelnd |
ohne Spannungskurve und Höhepunkt | mit Spannungskurve |
einzelne Szenen ohne festgelegte Struktur, Vor- und Rückblenden, Ortswechsel |
chronologischer Aufbau in fünf Akten; drei Einheiten: Zeit, Raum und Handlung |
Beobachtungs- und Kritikfähigkeit werden angesprochen. | Emotionen werden angesprochen. |
Figuren können sich verändern und ihr Schicksal aktiv mitgestalten. | Figuren ergeben sich in ihr Schicksal. |
Es soll zum Nachdenken über Missstände anregen. | Es soll unterhalten und Mitgefühl wecken. |
Der Aufbau eines epischen Theaterstücks verläuft demnach, anders als bei klassischen Theaterinszenierungen, nicht linear und zielgerichtet. Sehr oft bleibt das Ende offen.
Episches Theater – Merkmale
Das folgende Schaubild gibt noch einmal eine Zusammenfassung der wichtigsten Merkmale des epischen Theaters:
Episches Theater – Beispiele
Zahlreiche Beispiele für das epische Theater lassen sich in den Stücken Bertolt Brechts finden. Die angegebenen Jahreszahlen beziehen sich auf das Jahr der Uraufführung:
- Die Dreigroschenoper (1928)
- Mutter Courage und ihre Kinder (1941)
- Leben des Galilei (1943)
- Der gute Mensch von Sezuan (1943)
- Der kaukasische Kreidekreis (1948)
- Die heilige Johanna der Schlachthöfe (1959)
Bis heute werden diese Werke häufig im Deutschunterricht gelesen, da sie das epische Theater gut repräsentieren. Weitere Autoren, wie unter anderem Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Peter Weiss, Volker Braun, Heiner Müller und Peter Hacks, haben in ihren Werken Elemente des epischen Theaters verwendet.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Episches Theater
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