Novelle – Definition, Bedeutung, Merkmale und Beispiele

Eine Novelle ist eine kurze Erzählung der epischen Gattung, die eine Binnen- und Rahmenhandlung enthält. Mit stark geraffter Erzähltechnik und dem Einsatz von Dingsymbolen vermittelt sie authentische, jedoch außergewöhnliche Ereignisse. Dies und vieles mehr findest du im folgenden Text.

Inhaltsverzeichnis zum Thema Merkmale einer Novelle

Novelle im Überblick

  • Eine Novelle ist eine kurze Erzählung und gehört damit zur Großgattung Epik.
  • Die Textform Novelle enthält meist eine Binnenhandlung, die den Kern der Geschichte bildet, und eine Rahmenhandlung, die laut Definition den Rahmen für die eingebettete Binnenhandlung darstellt.
  • Der Inhalt einer Novelle beschäftigt sich mit lebensnahen und damit authentischen Themen, die trotz ihrer Alltäglichkeit außergewöhnlich erscheinen.
  • Typische Merkmale einer Novelle sind unter anderem die stark geraffte Erzähltechnik und das Dingsymbol.
Novelle Merkmale: Lernvideo

Quelle sofatutor.com

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Einführung in die Novellentheorie

Der Begriff Novelle leitet sich von dem italienischen Wort novella ab, was so viel wie kleine Neuigkeit bedeutet. Ihrem Namen gemäß geht es in einer Novelle um realistische und neue Ereignisse, die der Wirklichkeit entsprechen und somit authentisch sind. Die ersten Novellen wurden in Italien zur Zeit der Renaissance geschrieben. Ungefähr im Jahr 1349 verfasste der italienische Schriftsteller Giovanni Boccaccio (1313–1375) seinen berühmten Novellenzyklus Decamerone. Ab diesem Zeitpunkt wurden auch in anderen Teilen Europas Novellen in Sammlungen und später auch als Einzelwerke veröffentlicht.

Bei einer Novelle handelt es sich um einen epischen (erzählenden) Text, der sich meist in eine Rahmen- und Binnenerzählung einteilen lässt. Dabei ist die Binnenerzählung in die Rahmenhandlung eingebettet. In der Rahmenerzählung erzählt eine Figur innerhalb der Novelle einer anderen Person eine Geschichte, um sich zu unterhalten. Diese Geschichte bildet dann die Binnenerzählung.

Merkmale einer Novelle

In der folgenden Abbildung werden einige zentrale Merkmale von Novellen vorgestellt:

Merkmale einer Novelle

Mithilfe dieser und weiterer Merkmale kannst du die Novelle auch von anderen epischen Kurztexten, wie beispielsweise Märchen oder Fabeln, unterscheiden. Die bereits genannten Merkmale lassen sich in die folgenden drei Kategorien unterteilen:

Aufbau – Rahmen- und Binnenhandlung
– Keine Parallelhandlung
– Geradliniger Handlungsverlauf
(keine Voraus- oder Rückschau)
– Im Aufbau dem Drama ähnlich
(mindestens ein Wendepunkt)
– Geschlossene Form
Erzähltechnik – Stark gerafft
– Geradlinig
– Zielgerichtet
– Aufbau von Spannung
– Beschränkung auf das Wichtigste
– Rahmen- und Binnenerzählung
Handlung – Nur ein Handlungsstrang
– Unerhörte Begebenheit
– Wenige und knapp gezeichnete Figuren
– Schicksalhaftes Ereignis
– Zusammenstoß zwischen Realem und Außergewöhnlichem

Ein in Novellen häufig verwendetes Stilmittel ist das sogenannte Dingsymbol. Dabei taucht ein Ding in Form von Tieren, Pflanzen oder Gegenständen immer wieder im Verlauf der Handlung auf und trägt eine symbolische Bedeutung. Dies lässt sich am Beispiel der Falkennovelle verdeutlichen. Die Falkennovelle, die zur Novellensammlung Decamerone des bereits erwähnten italienischen Dichters Giovanni Boccaccio zählt, enthält den Falken als wiederkehrendes Symbol, das bedeutet, dass der Vogel zentral für die Handlung und deren Aufbau ist.

Beispiel Falkennovelle Dingsymbol

Auch wenn in einer Novelle eine Moral nicht explizit genannt wird, wie beispielsweise in der Fabel, enthält sie dennoch zumeist eine versteckte Lehre.

Beispiele für deutsche Novellen in der Großgattung Epik

Die folgende Liste enthält einige Beispiele für deutsche Novellen:

  • Der Sandmann von E. T. A. Hoffmann
  • Das Marmorbild (1818) von Joseph von Eichendorff 
  • Das Fräulein von Scuderi (1819) von E. T. A. Hoffmann
  • Novelle (1828) von Johann Wolfgang von Goethe
  • Die Judenbuche (1842) von Annette von Droste-Hülshoff 
  • Romeo und Julia auf dem Dorfe (1856) von Gottfried Keller 
  • Kleider machen Leute (1874) von Gottfried Keller 
  • Unterm Birnbaum (1885) von Theodor Fontane 
  • Der Schimmelreiter (1888) von Theodor Storm
  • Leutnant Gustl (1900) von Arthur Schnitzler
  • Der Tod in Venedig (1911) von Thomas Mann
  • Traumnovelle (1925) von Arthur Schnitzler
  • Mario und der Zauberer (1930) von Thomas Mann
  • Schachnovelle (1942) von Stefan Zweig
  • Katz und Maus (1961) von Günter Grass
  • Die Entdeckung der Currywurst (1993) von Uwe Timm
  • Im Krebsgang (2002) von Günter Grass

Exemplarisch soll nun eine dieser Novellen etwas genauer vorgestellt werden. Dabei werden neben der Kurzfassung der Handlung auch zentrale Merkmale genannt.

Kleider machen Leute (1879) von Gottfried Keller:

Die folgenden Informationen zu Kleider machen Leute lassen sich begleitend zum Unterrichtsmaterial einsetzen:

  • Handlung: Durch eine Verwechslung wird der arme Schneider Wenzel für einen Grafen gehalten. Die Bürgerinnen und Bürger wissen nicht, dass er in Wirklichkeit arm ist.
  • Wendepunkt: Wenzel wird als Betrüger enthüllt.
  • Lehre/Moral: Lass dich nicht von Äußerlichkeiten täuschen!
  • Dingsymbol: Die Kleider bzw. der Mantel von Wenzel durchziehen als Symbol die gesamte Handlung.
Merkmale einer Novelle in Kleider machen Leute

Häufig gestellte Fragen zum Thema Novelle

Eine Novelle ist eine kurze bis mittellange Erzählung, die von einer außergewöhnlichen Begebenheit handelt, aber sich dennoch stark an der Realität orientiert.

Typische Merkmale einer Novelle sind unter anderem die Rahmen- und Binnenhandlung, die geschlossene Handlung sowie die unerhörte Begebenheit.

Eine Novelle gliedert sich in eine Rahmen- und Binnenhandlung. Der Handlungsverlauf ist zielgerichtet und linear, zudem wird nur das Wichtigste erwähnt.

Eine Novelle gleicht in ihrem Aufbau einem Drama. Jedoch handelt es sich um zwei unterschiedliche Literaturformen.

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