Neue Sachlichkeit in der Literaturepoche – Definition und Merkmale

Neue Sachlichkeit in der Weimarer Republik – Entdecke eine literarische Bewegung, die die Realität in nüchterner Form widerspiegelt. Bekannte Autoren wie Erich Kästner und Irmgard Keun prägten diese Ära.

Inhaltsverzeichnis zum Thema Neue Sachlichkeit

Neue Sachlichkeit im Überblick

  • Die Epoche der Neuen Sachlichkeit umfasste ungefähr den Zeitraum der Weimarer Republik (1918–1933), die einen Umbruch in verschiedenen Bereichen markierte: in der Literatur, in der Kunst und vor allem auch in der Architektur.
  • Die Weimarer Republik prägte die Epoche der Neuen Sachlichkeit und ihre Werke: In der Literatur der Weimarer Republik wendeten sich die Autorinnen und Autoren gegen den Expressionismus und erzählten in nüchterner und sachlicher Form vom Leben der Menschen, der politischen Situation und den Herausforderungen der Gesellschaft.
  • Häufige Themen waren die sozialen Missstände in den Großstädten, der technische Fortschritt sowie die politischen Veränderungen dieser Zeit.
  • Bekannte Autorinnen und Autoren der Neuen Sachlichkeit waren Erich Kästner, Hans Fallada und Irmgard Keun.
Neue Sachlichkeit

Quelle sofatutor.com

Neue Sachlichkeit – historischer Hintergrund

Die Epoche der Weimarer Republik (19181933) stand nicht nur für einen Umbruch in der Politik und der Gesellschaft von einer konstitutionellen Monarchie zu einer parlamentarischen Demokratie. Auch die Literatur in der Weimarer Republik veränderte sich deutlich. 

Die emotionale und expressive Darstellung im Expressionismus wich während der Zeit der Weimarer Republik einer sogenannten Neuen Sachlichkeit. Bei den Vertreterinnen und Vertretern der Neuen Sachlichkeit stand die realitätsgetreue und sachliche Darstellung der Wirklichkeit im Mittelpunkt. Sie leiteten ihre Themen unter anderem 

  • aus der Lebenswelt der Großstädte, 
  • aus den Erfahrungen mit den neuen Technologien, 
  • aus der veränderten Arbeitswelt und 
  • aus dem Leid des vorangegangenen Kriegs ab. 

Diese neue politische Literatur brachte neben der Neuen Sachlichkeit in der Weimarer Republik noch weitere Literaturformen hervor, beispielsweise Antikriegsromane und die proletarisch-revolutionäre Literatur. 

Die Motive der Neuen Sachlichkeit hängen mit dem historischen Hintergrund der Weimarer Republik zusammen und kennzeichnen diese Zeit des Umbruchs und der politischen Instabilität. 

  • Im Jahr 1918 wurde die Republik, die erste Demokratie in Deutschland, gegründet. Nicht alle Menschen in Deutschland befürworteten den Demokratiegedanken.
  • Außerdem kam es im Jahr 1923 zu einer extremen Inflation, da dem deutschen Staat nach dem Ersten Weltkrieg Geld fehlte.  
  • Mithilfe anderer Staaten gelang es Deutschland, die finanzielle Misere zu beenden. Ab 1925 erlebte die Gesellschaft bessere Zeiten, die goldenen Zwanziger, die sich auch in der Literatur der Neuen Sachlichkeit widerspiegelten.
  • Nur vier Jahre später folgte die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929, die den Weg für Hitler ebnete. Nach weiteren vier Jahren endete die Weimarer Republik.
Zeitstrahl der Literaturepochen

Merkmale der Literaturepoche der Neuen Sachlichkeit

Als grundlegendes Merkmal wurde die Abwendung von den ausschweifenden Erzählungen des Expressionismus aufgezeigt und ein daraus resultierender Weg zu einer sachlichen und nüchternen Darstellung der gesellschaftlichen und politischen Realität. Auch die Architektur griff dies auf: Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe erschufen Bauwerke, bei denen die Funktionalität der Form im Mittelpunkt stand. 

  • Neben dem sachlich neutralen Erzählstil wurde auch besonders auf den sprachlichen Ausdruck geachtet: Es sollte möglichst klar, einfach, nüchtern und präzise geschrieben werden. 
  • Der Interpretationsspielraum wurde so minimal wie möglich gehalten. 
  • In dieser Zeit wandte man sich von erfundenen Geschichten ab und fokussierte sich auf reale Erlebnisse

Daraus leitete sich auch der Begriff der Dokumentar- und Reportageliteratur ab. Die damaligen Autorinnen und Autoren nutzten die Techniken des journalistischen Schreibens und erschufen so literarische Werke, die sie aus wahren Begebenheiten aus dem Alltag ableiteten. Daraus entwickelte sich ebenfalls die sogenannte Montagetechnik in der Literatur, bei der verschiedene Textinhalte und Sprachstile zusammengefügt wurden.

Zu dieser Zeit erfuhr die Literatur auch eine wirtschaftliche Umkehr: Immer mehr literarische Werke wurden mit Werbekampagnen eingeführt und für die breite Masse konzipiert (z. B. Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque).

Literarische Beispiele der Neuen Sachlichkeit

Wichtige Vertreterinnen und Vertreter der Neuen Sachlichkeit waren beispielsweise Erich Kästner, Erich Maria Remarque, Irmgard Keun und Hans Fallada. 

  • Erich Kästner beschreibt in seinem Roman Fabian (1931) einen sogenannten neusachlichen Intellektuellen, der sich kritisch in alle Richtungen äußert, jedoch selbst nicht politisch aktiv ist. 
  • Hans Fallada zeigt in seinem Werk Kleiner Mann – was nun? (1932) den gesellschaftlichen Abstieg eines Angestellten zur Zeit der Wirtschaftskrise auf. 
  • In Irmgard Keuns Roman Das kunstseidene Mädchen (1932) kommt eine junge Frau nach Berlin und erfährt einen sozialen Abstieg.  
  • Der Roman von Erich Maria Remarque Im Westen nichts Neues beschreibt die Hauptfiguren, junge Schulabsolventen, die an der Westfront im Ersten Weltkrieg eingesetzt werden. 

Neben der Epik erfuhr auch die Lyrik in der Zeit der Neuen Sachlichkeit einen Wandel. Gefühlsbetonte Gedichte wurden in der Neuen Sachlichkeit durch den Nutzwert der Lyrik abgelöst. Wie bei den anderen Merkmalen der Literatur in der Weimarer Republik wurden nun auch die Gedichte in sachlicher Form verfasst. 

Die Liebeslyrik mit ihren emotionalen und bildhaften Merkmalen nahm zu dieser Zeit keinen großen Stellenwert ein. Die entstandenen Werke verzeichnen ebenfalls eine eher sachliche und nüchterne Darstellung. 

  • Erich Kästner veröffentlichte um 1920 das Gedicht Sachliche Romanze (Metrum: Jambus, 17 Verse in vier Strophen), das die Merkmale der Neuen Sachlichkeit aufzeigt: keine blumige poetische Sprache, sondern eine ungewohnte Nüchternheit der Poesie.

Zusammenfassung – Neue Sachlichkeit

Die folgende Tabelle zeigt eine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen zur Neuen Sachlichkeit, die als Grundlage für ein Referat genutzt werden kann.

Historischer Hintergrund Die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche der Weimarer Republik hatten Einfluss auf die Literatur. Verschiedene Strömungen entstanden zu dieser Zeit – eine davon war die Neue Sachlichkeit.
Merkmale Zentrale Merkmale waren die sachliche Erzählform, die Verwendung einfacher Ausdrücke und die Hinwendung zu Geschichten mit realem Hintergrund.
Vertreterinnen und Vertreter Bekannte Autorinnen und Autoren waren Erich Kästner, Hans Fallada, Irmgard Keun und Erich Maria Remarque.
Einordnung der Epoche
Neue Sachlichkeit
Die Neue Sachlichkeit folgte auf die Literatur der Jahrhundertwende (z. B. Impressionismus, Naturalismus, Expressionismus). Die Neue Sachlichkeit endete etwa 1933 mit dem Ende der Weimarer Republik. Daran schlossen sich die Exilliteratur und die Nachkriegsliteratur an.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Neue Sachlichkeit

Die Neue Sachlichkeit war eine ästhetische Strömung, die zeitlich parallel zur Weimarer Republik vorherrschte und sich in der Literatur, der Kunst und der Architektur niederschlug.

Erich Kästner lebte von 1899 bis 1974 und schuf seine Werke während verschiedener Epochen. Er veröffentlichte 1928 sein erstes Werk, einen Gedichtband, inmitten der Epoche der Neuen Sachlichkeit.

Auf die Zeit des Sturm und Drang (etwa 1765–1785) folgte die Weimarer Klassik (1786–1831), die nicht zu verwechseln ist mit der Zeit der Weimarer Republik. Während der Zeit der Weimarer Republik (19181933) gab es beispielsweise die literarische Strömung der Neuen Sachlichkeit.

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