Kurzgeschichten im Deutschen – Definition, Geschichte und Merkmale

Erfahre, was Kurzgeschichten von anderen Textsorten unterscheidet: kurze Länge, alltägliche Sprache und knappe erzählte Zeit. Entdecke, warum Autoren wie Kafka und Borchert Meister dieses Genres sind. Dies und mehr findest du im folgenden Text!

Inhaltsverzeichnis zum Thema Kurzgeschichten

Kurzgeschichten im Überblick

  • Die Kurzgeschichte gehört als Textsorte zur Kurzprosa und zeichnet sich durch bestimmte Merkmale bzw. Kennzeichen und Kriterien aus. Neben der Kurzgeschichte gehören etwa die Parabel und die Fabel zu der Untergattung Kurzprosa.
  • Typische Merkmale oder Eigenschaften einer Kurzgeschichte sind die kurze Länge der Geschichte, die in der Kurzgeschichte verwendete alltägliche Sprache und die meist knappe erzählte Zeit.
  • Aufgrund der kurzen, oft pointierten Darstellung der Kurzgeschichte enthält sie häufig sprachliche Mittel. Als mögliche Stilmittel (rhetorische Mittel) der Kurzgeschichte, die wichtig für die Sprachanalyse sind, gelten die Metapher und die Ironie.
  • Beliebte Texte für die Analyse und Interpretation der Kurzgeschichte im Deutschunterricht sind beispielsweise die Kurzgeschichten von Franz Kafka, Wolfgang Borchert oder Elisabeth Langgässer.
  • Beim Schreiben, Analysieren und Interpretieren der Kurzgeschichte muss beim Verfassen und bei der Analyse vor allem auf den Aufbau der Kurzgeschichte sowie auf die Textsortenmerkmale der Kurzgeschichte geachtet werden.
Kurzgeschichte: Lernvideo

Quelle sofatutor.com

Definition und Merkmale der Kurzgeschichte

Die Kurzgeschichte gehört zur Literaturgattung der Epik. Die Geschichte zeigt, dass der Ursprung der Kurzgeschichte in den Vereinigten Staaten von Amerika liegt. Sie wird dort als short story bezeichnet und die bekanntesten Autoren der Anfänge waren Edgar Allan Poe und Ernest Hemingway. Die Entstehung der Kurzgeschichte in Deutschland als eigenständige Textsorte begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Davor gab es bereits Beispiele kurzer Werke, etwa in Form der Kalendergeschichte. Die Merkmale einer Kalendergeschichte unterscheiden sich jedoch von den typischen Kriterien der Kurzgeschichte (z. B. einfache Sprache in der Kalendergeschichte).

Die Kürze ist das Hauptmerkmal der Kurzgeschichte: 

  • Die Textlänge ist kurz und die erzählte Zeit stellt meist eine alltägliche Momentaufnahme dar. 
  • Nur ein Handlungsstrang wird erzählt, dafür werden in einer Kurzgeschichte oft Augenblicke aneinandergereiht. 
  • Es werden wenige oder keine Informationen zum Ort oder zu den Figuren gegeben. In der Regel ist die Figurenanzahl reduziert. 

Es erfolgt keine Hinführung oder Einleitung in die Kurzgeschichte, der Einstieg ist offen. Meist beginnt die Kurzgeschichte mitten in einer Handlung, die ab dann chronologisch und knapp dargestellt wird. 

Trotz der Kürze, der wenigen Charaktere und des Vorhandenseins von nur einem Handlungsstrang enthält die Kurzgeschichte meist mehrdeutige Anspielungen und oft auch sprachliche Stilmittel, die diese pointierte Textsorte zu etwas Besonderem machen. Auch innere Monologe sind ein beliebtes Element, da die Hauptfigur oft einem Konflikt ausgesetzt ist. 

Das Ende der Kurzgeschichte ist in der Regel offen gestaltet, es gibt kein Happy End und keine Auflösung.

Merkmale einer Kurzgeschichte

In der Regel enthält nicht jede Kurzgeschichte alle diese Merkmale. Manchmal findet man nur fünf oder sogar weniger Merkmale in einer Kurzgeschichte und sie gehört trotzdem zur Untergattung der Kurzprosa. Die short stories aus dem englischsprachigen Raum besitzen ähnliche Merkmale.

Analyse und Interpretation von Kurzgeschichten

Die Analyse und die Interpretation der Kurzgeschichte folgt einem bestimmten Aufbau und Muster.

Vorbereitung der Textanalyse

Die Vorbereitung beginnt mit dem Lesen und Bearbeiten des Textes. Aufgrund der Kürze des Textes enthalten die wenigen Sätze oft wichtige und teilweise mehrdeutige Informationen. Deshalb ist es hier wichtig, klar und strukturiert vorzugehen, beispielsweise durch das Markieren von Schlüsselwörtern, die Einteilung in Abschnitte und die Erstellung einer Mindmap, um alle Elemente der Kurzgeschichte übersichtlich ordnen zu können. 

In dieser Phase wird auch die Erzählperspektive bzw. Erzählform der Kurzgeschichte bestimmt. Typisch für die Kurzgeschichte ist die personale Erzählsituation. Am Ende der Vorbereitung wird ein erster Eindruck notiert: Um was geht es in der Geschichte? Welche Figuren handeln und was ist der Konflikt?

Verfassen der Textanalyse

Die Textanalyse der Kurzgeschichte wird mit einer Einleitung, in der die Elemente der TATTZ-Formel aufgelistet werden (Textsorte, Autorin oder Autor, Titel, Thema und Entstehungszeit) und einem Satz zur Kernaussage der Kurzgeschichte eingeführt.

Der Hauptteil beginnt mit einer knappen Inhaltsangabe zur Kurzgeschichte, an die sich die  Sprach- und Formanalyse und die Interpretation anschließen. Dabei werden die verschiedenen Merkmale der Kurzgeschichte untersucht. Die aufgestellten Deutungshypothesen sollten stets mit Verweisen zum Originaltext aufgeführt werden. Beim Schreiben der Interpretation der Kurzgeschichte verwendet man in der Regel die Zeitform Präsens

Im Schlussteil werden die Analyse- und Interpretationsergebnisse zusammengefasst, in Beziehung zueinander gebracht und die Botschaft bzw. das Leitmotiv der Kurzgeschichte abgeleitet. 

In der folgenden Tabelle sind die einzelnen Arbeitsschritte zum Schreiben einer Textanalyse noch einmal auf einen Blick zusammengefasst.

Vorbereitung Einleitung Hauptteil Schluss
– Intensives Lesen
– Markieren
– Text einteilen
– Erzählform bestimmen
– Ggf. Mindmap
– Erster Eindruck
– TATTZ-Formel:
Textsorte
Autorin/Autor
Titel
Thema
Zeit
– Kurze Inhaltsangabe
– Sprachanalyse
– Formanalyse
– Interpretation
– Textverweise
– Zeitform: Präsens
– Ergebnisse
– Fazit
– Leitmotiv
– Hauptaussage

Häufig gestellte Fragen zum Thema Kurzgeschichte

Die Kurzgeschichte besitzt zahlreiche Merkmale, wie beispielsweise den geringen Umfang, den chronologischen Aufbau, die wenigen Figuren, den unmittelbaren Einstieg und das offene Ende.

Eine Kurzgeschichte erkennt man besonders an der Kürze des Textes und der erzählten Zeit, dem einzelnen Handlungsstrang, den wenigen Charakteren, dem unmittelbaren Einstieg und dem offenen Ende.

Die Kürze der Erzählung ist eines der prägendsten Merkmale der Kurzgeschichte.

Bekannte Kurzgeschichten von Wolfgang Borchert sind beispielsweise Das Brot, Die Kirschen oder Die Küchenuhr.

Nach der TATTZ-Einstiegsformel folgt eine kurze Inhaltsangabe und daran schließt die Analyse und Interpretation der formalen und sprachlichen Elemente der Kurzgeschichte.

Die Kurzgeschichte stellt seit Mitte des 20. Jahrhunderts eine eigene Textsorte dar. Sie gehört zur Gattung der Epik.

Bevor man mit dem Schreiben der Kurzgeschichte beginnt, steht die Vorbereitung der Textanalyse an. Der Text wird gelesen und strukturiert aufbereitet (Abschnitte setzen, Inhalt zusammenfassen, Kernaussage ableiten, Merkmale markieren). Daraufhin erfolgt das Schreiben und am Ende das Erstellen eines Schlussteils mit Zusammenfassung der Ergebnisse und der Darstellung der Hauptaussage.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kurzgeschichte auch in Deutschland populär mit Autorinnen und Autoren wie Wolfgang Borchert, Ilse Aichinger oder Peter Bichsel.

Leave A Comment