Großstadtlyrik – Definition, Merkmale, Epochen und Beispiele
Was ist Großstadtlyrik? Die Großstadtlyrik ist eine kritische Darstellung des Lebens in wachsenden Städten während der industriellen Revolution. Erfahre, wie Dichter die sozialen Missstände und Herausforderungen in Gedichten thematisieren.
Inhaltsverzeichnis zum Thema Großstadtlyrik
Das Quiz zum Thema: Großstadtlyrik
Was ist ein zentrales Merkmal der Großstadtlyrik?
Frage 1 von 5
In welcher literarischen Epoche erreichte die Großstadtlyrik ihren Höhepunkt?
Frage 2 von 5
Welche Probleme werden in der Großstadtlyrik häufig thematisiert?
Frage 3 von 5
Welche Merkmale kennzeichnen die Gedichte der Großstadtlyrik?
Frage 4 von 5
Welche literarische Form findet man vermehrt in der Großstadtlyrik?
Frage 5 von 5
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Was ist Großstadtlyrik?
Der Definition nach ist die Großstadtlyrik eine sozialkritische Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen in den wachsenden Städten zur Zeit der industriellen Revolution und danach. Aufgrund der Erfindung der Dampfmaschine änderte sich die Produktion von Gütern komplett und es entstanden viele neue Arbeitsplätze in den Städten. Eine Wanderbewegung vom Land in die Stadt führte zu riesigen Herausforderungen in den Städten wie Armut, fehlende Hygiene und Krankheiten.
Auch die deutsche Großstadt Berlin war ein Ort der Inspiration für die Gedichte der Großstadtlyrik: Sehr beengte und schmutzige Wohnverhältnisse, lange Arbeitszeiten, Alkoholmissbrauch und Krankheiten zeigten sich hier und wurden zu bekannten Motiven der Großstadtlyrik. Dichterinnen und Dichter zeigten ihre Empörung über diese Art von Leben in ihren lyrischen Werken.
Merkmale und Motive der Großstadtlyrik
Insbesondere für die Gedichtanalyse und die Interpretation der Großstadtlyrik sind bestimmte Merkmale wichtig. Im Laufe der verschiedenen Epochen veränderten sich die Schwerpunkte teilweise.
- Zentral ist die kritische Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen in Städten, die sich insbesondere durch technische Fortschritte und die industrielle Revolution immer weiter ausbreiteten.
- Es werden die oftmals katastrophalen Lebensbedingungen wie Wohnungsnot, Schmutz, Krankheit und Verfall thematisiert, mit der die Unterschicht der Gesellschaft in dieser Zeit zu kämpfen hatte.
- In späteren Epochen werden ebenfalls Anonymität, Einsamkeit, Ängste und Entfremdung in lyrischen Werken aufgegriffen; teilweise auch der Verlust der Natur.
- Viele Werke dienen der Kritik, einige greifen jedoch – meist zu späteren Zeiten – auch Träume und Hoffnungen der Menschen in urbanen Räumen auf.
Epochen der Großstadtlyrik
Das Leben in der Stadt erfährt mit der industriellen Revolution einen Wandel: Zahlreiche Arbeitsplätze entstehen und materielle Werte werden für viele Menschen wichtig. Sie wenden sich vom dörflichen Leben ab und ziehen in die Städte.
Der Beginn dieses Wandels liegt im Zeitabschnitt des Naturalismus (ab etwa 1870/1880). Davor, im Realismus, bemühte sich die Literatur bereits um objektive Darstellungen, versuchte jedoch noch, die Wirklichkeit schön und ästhetisch darzustellen.
Im Naturalismus wird auch das Hässliche thematisiert. Hier werden nun die Probleme der Verstädterung explizit formuliert: das Elend und die Ausbeutung sowie die Macht der Maschinen.
Arno Holz, ein Dichter aus der Zeit des Naturalismus, beschreibt dies in seinem Gedicht Großstadtmorgen (1886):
Die letzten Sterne flimmerten noch matt,
ein Spatz versuchte früh schon seine Kehle,
da schritt ich müde durch die Friedrichstadt,
bespritzt von ihrem Schmutz bis in die Seele.
Auf den Naturalismus folgt der Expressionismus (ungefähr 1905–1925), der teilweise als Höhepunkt der Großstadtlyrik bezeichnet wird.
Die Probleme in der Stadt nehmen zur Zeit des Expressionismus immer weiter zu, Massenarmut und Identitätsverlust sind zwei Kernprobleme dieser Zeit. Die Menschen fühlen sich als reine Arbeitsmaschinen, die sich mit ihrer Entlohnung kaum ernähren können. Zusätzlich verschärft der dann eintretende Erste Weltkrieg die Probleme dieser Zeit. Die Lyrikerinnen und Lyriker greifen diese Gefühle auf und kritisieren die Lebensbedingungen aufs Schärfste, wie Georg Heym in seinem Gedicht Die Stadt (1911):
[…] Wie Aderwerk gehn Straßen durch die Stadt,
Unzählig Menschen schwemmen aus und ein.
Und ewig stumpfer Ton von stumpfem Sein
Eintönig kommt heraus in Stille matt.
Gebären, Tod, gewirktes Einerlei,
Lallen der Wehen, langer Sterbeschrei,
Im blinden Wechsel geht es dumpf vorbei. […]
Auch die Form des Sonetts findet man in der Großstadtlyrik: Die Merkmale des Sonetts (vier Verse in den ersten beiden Strophen und drei Verse in der dritten und vierten Strophe) findest du beispielsweise in einem anderen bekannten Werk der Großstadtlyrik: Auf der Terrasse des Café Josty von Paul Boldt aus dem Jahr 1912.
Im Zeitabschnitt Neue Sachlichkeit, einer Epoche nach dem Expressionismus, entstehen beispielsweise Werke von Bertolt Brecht (Gedichte im Lesebuch für Städtebewohner in den Jahren 1926/1927) und Mascha Kaléko (Großstadtliebe aus dem Jahr 1933).
Viele weitere lyrische Werke über das Leben in der Großstadt folgen dem Expressionismus. Die Merkmale dieser Werke unterscheiden sich teilweise von den ursprünglichen. Beispielsweise werden nicht mehr nur negative Auswirkungen des städtischen Lebens aufgegriffen, sondern auch Träume und Hoffnungen an das Stadtleben oder die Zuneigung zu einer Stadt ausgedrückt.
Quiz zum Thema Großstadtlyrik
Häufig gestellte Fragen zum Thema Großstadtlyrik
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