Expressionismus – Definition, historischer Hintergrund und Merkmale

Lerne mehr über den Expressionismus, eine künstlerische Bewegung zwischen 1910 und 1925, die die subjektiven Wahrnehmungen ihrer Zeit reflektierte. Tauche ein in die Literatur des Expressionismus, geprägt von Leidenschaft, Kritik und dem Wunsch nach Erneuerung. Interessiert? Dies und vieles mehr findest du im folgenden Text!

Inhaltsverzeichnis zum Thema Expressionismus

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Was ist der Expressionismus?

Frage 1 von 5

Von wann bis wann erstreckt sich der Expressionismus?

Frage 2 von 5

Was heißt Expressionismus?

Frage 3 von 5

Wie ist der Expressionismus entstanden?

Frage 4 von 5

Was sind die Merkmale des Expressionismus?

Frage 5 von 5

Expressionismus im Überblick

  • Der Expressionismus stellt eine bedeutende Epoche in der Zeit der Moderne dar und erstreckte sich ungefähr von 1910 bis 1925.
  • Er durchströmte alle Kunstformen wie beispielsweise die Literatur und Malerei und brachte die subjektiven Gefühlswahrnehmungen der jungen Künstlerinnen und Künstler zum Ausdruck.
  • Besonders in der Lyrik des Expressionismus wurden die Sinneseindrücke einer von Industrialisierung, Verstädterung und Krieg geprägten Lebensrealität verarbeitet.
  • Bedeutende Vertreterinnen und Vertreter der Literatur des Expressionismus sind Gottfried Benn, Jakob van Hoddis, Georg Heym und Else Lasker-Schüler.
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Quelle sofatutor.com

Definition des Expressionismus

Die Epoche des Expressionismus lässt sich ungefähr im Zeitraum zwischen 1910 und 1925 verorten. Somit war sie zwar vergleichsweise von kurzer Dauer, aber trotzdem entwickelte sie eine ungeheure Strahlkraft und gilt heute als die große künstlerische Bewegung der Moderne. 

Der Expressionismus durchzog alle Künste, so unter anderem die Literatur, Malerei, Architektur und das Theater. Seine treibende Kraft bildeten vor allem junge Künstlerinnen und Künstler, die mit ihrem sensiblen Gespür für die verwirrenden Lebensumstände ihrer Zeit einen Ausdruck suchten und fanden. 

Die Bedeutung des Begriffs Expressionismus lässt sich vom lateinischen Wort exprimere (ausdrücken) ableiten und heißt so viel wie „Ausdruckskunst“. Einfach erklärt ist die Kunst, die im Expressionismus entstand, als Reaktion auf eine Gesellschaft in der Krise zu verstehen. Der Mensch befand sich an der Schwelle zur Moderne, was zu einem tiefen Gefühl der Verunsicherung führte. Ein Blick in die Gegenwart zeigt, dass die im Expressionismus aufgeworfenen Fragen nach wie vor von großer Aktualität sind.

Der historische Hintergrund der Epoche des Expressionismus

Bei der Betrachtung des künstlerischen Schaffens der Expressionistinnen und Expressionisten ist eine Erklärung der Lebensumstände der Menschen zu dieser Zeit wichtig. Die Jahrhundertwende 1900 war geprägt von der zunehmenden Industrialisierung und der damit verbundenen Verstädterung. Ein Großteil der Landbevölkerung zog in die Städte, um dort in einer der unzähligen entstehenden Fabriken Arbeit unter größtenteils katastrophalen Bedingungen zu finden. So wuchsen Großstädte heran und es entwickelte sich eine Klassengesellschaft (Arbeiterklasse, Bürgertum) mit sehr unterschiedlichen Lebensrealitäten und Wertvorstellungen. 

Der technologische Fortschritt und die damit einhergehenden Erfindungen (Automobile, Straßenbahnen, elektrisches Licht und Telefon) resultierten in einer Beschleunigung style=“font-weight: 400;“> des Alltags sowie der Kommunikation. Die Menschen in dieser modernen, anonymisierten Welt hielten zunehmend nicht mehr am religiösen Glauben fest; der Philosoph Friedrich Nietzsche proklamierte deshalb den Tod Gottes.

Das Lebensgefühl am Anfang des 20. Jahrhunderts

Die bereits genannten Themen verarbeiteten die Künstlerinnen und Künstler des Expressionismus. Mit Leidenschaft und ungeheurem Schaffensdrang erhoben sie sich gegen die übrige Gesellschaft, vornehmlich gegen das konservative Bürgertum. So bestanden die Ziele des Expressionismus darin, den vielfältigen und oftmals beängstigenden Eindrücken aus der eigenen Lebensrealität Ausdruck zu verleihen und die bestehenden Verhältnisse zu kritisieren. Die Literaturschaffenden des Expressionismus nutzten vorzugsweise Lyrik (vor allem Großstadtlyrik), den modernen Roman, Erzählungen und das Stationendrama, um ihre Sinnesempfindungen auf eine ausdrucksstarke Art und Weise zu spiegeln. 

Viele Vertreterinnen und Vertreter der Literaturepoche des Expressionismus waren ihrem Selbstverständnis nach gequälte Seelen, die an der Entmenschlichung der industrialisierten, modernen Welt litten: Das Leben in der Großstadt faszinierte und schreckte zugleich ab. Die Wertvorstellungen der älteren Generationen schienen nicht mit den eigenen vereinbar zu sein. Der herannahende Krieg bzw. die tatsächliche Kriegserfahrung verbreitete ein apokalyptisches Zeitempfinden. Gleichzeitig entfaltete sich in der Kunst des Expressionismus der Wunsch nach einem neuen Menschenbild, nach Aufbruch und Neuanfang

In ihrer Sprache zeigten die Dichterinnen und Autoren des Expressionismus eine große Lust am Experimentieren: Die Sprache wurde in vielfältiger Weise als Ausdrucks- und Stilmittel verwendet, die die Zerrissenheit und Verwirrung der Lebensumstände zu dieser Zeit wiedergeben. Dies schlägt sich besonders in der Lyrik des Expressionismus nieder. So entstanden vor allem ausdrucksstarke Gedichte, die die Eindrücke aus dem Leben in der Großstadt (Großstadtlyrik) mithilfe einer lebhaften Bildsprache, Wortneuschöpfungen und der Tendenz zur Abstraktion darstellen. Zu den markanten Merkmalen expressionistischer Gedichte zählt auch, dass oftmals auf eine sehr strenge und damit traditionelle Form zurückgegriffen wurde, die im Kontrast zum innovativen Inhalt steht und wirkt. Ein Beispiel für eine solche feste Gedichtform ist das Sonett, das stets aus zwei Vier- und zwei Dreizeilern besteht.

Die Merkmale der Literatur des Expressionismus

Es folgt ein Steckbrief zur Literatur des Expressionismus, der eine Zusammenfassung ihrer wichtigsten Merkmale enthält:

Merkmale des Expressionismus in der Literatur
literarische Formen – Lyrik (v. a. Großstadtgedichte)
– Drama (Stationendrama)
– Prosa (moderner Roman, Erzählung, Novelle)
Themen – Anonymität und Entfremdung im Großstadterleben
– Entmenschlichung durch Industrialisierung und Technologisierung
– „Ästhetik des Hässlichen“
– Gesellschaftliche Randexistenzen
– Vater-Sohn-Konflikt
– Krisenbewusstsein
– Grauen des Ersten Weltkriegs
– Sehnsucht nach Erneuerung
Motive – Großstadt
– Ich-Verlust
– Masse
– Krieg
– Traum
– Angst und Wahnsinn
wichtige Vertreterinnen und Vertreter und deren bekannte Werke – Jakob van Hoddis (Weltende)
– Georg Heym (Der Krieg; Die Stadt)
– Gottfried Benn (Gedichtband Morgue)
– Georg Trakl (Grodek; Vorstadt im Föhn; Verfall)
– Else Lasker-Schüler (Weltende; Mein blaues Klavier)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Expressionismus

Der Expressionismus bezeichnet eine künstlerische Epoche in der Zeit zwischen 1910 und 1925. Innerhalb dieser Phase entstanden eine ausdrucksstarke und innovative Kunst sowie Literatur. Darin wurden die subjektiven Wahrnehmungen und Emotionen verarbeitet, die das Leben zu Beginn des 20. Jahrhunderts bot.

Der Expressionismus lässt sich ungefähr auf den Zeitraum zwischen 1910 und 1925 datieren.

Der Begriff Expressionismus bedeutet so viel wie „Ausdruckskunst“. Er stammt vom lateinischen Wort exprimere (ausdrücken) ab.

Der Expressionismus war eine Reaktion junger Künstlerinnen und Künstler, die gegen die bestehende autoritäre und konservative Ordnung des deutschen Kaiserreichs rebellierten. Der Mensch stand zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Schwelle zur Moderne, das Leben war von der Industrialisierung und dem herannahenden Ersten Weltkrieg maßgeblich geprägt.

Auf die Epoche des Expressionismus folgt die der Neuen Sachlichkeit.

Inhaltlich behandelt der Expressionismus vor allem die Themen Krieg, Ich-Verlust, Anonymität, Entfremdung und Erneuerung. Charakteristisch für die Literatur des Expressionismus ist vor allem die Großstadtlyrik, in der die Dichterinnen und Dichter mithilfe einer innovativen Sprache eine Ausdrucksmöglichkeit fanden.

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