Angeborenes Verhalten, erlerntes Verhalten – Verhaltensbiologie
Angeborenes Verhalten ist genetisch vorgegeben, während erlerntes Verhalten durch Erfahrungen im Leben erworben wird. Beide vermischen sich im Alltag. Entdecke Beispiele für angeborene Verhaltensweisen, die Schlüsselreize auslösen.
Inhaltsverzeichnis zum Thema Angeborenes und erlerntes Verhalten
Das Quiz zum Thema: Angeborenes und erlerntes Verhalten
Was ist angeborenes Verhalten?
Frage 1 von 5
Welche Verhaltensweisen gibt es?
Frage 2 von 5
Was sind Schlüsselreize in Bezug auf angeborenes Verhalten?
Frage 3 von 5
Was sind häufig gestellte Fragen zum Thema Angeborenes und erlerntes Verhalten?
Frage 4 von 5
Was versteht man unter Instinkten in Bezug auf angeborenes Verhalten?
Frage 5 von 5
Wie willst du heute lernen?
Definition des angeborenen Verhaltens
Verhalten ist definitionsgemäß eine Kombination aus dem, was das Individuum genetisch mitbringt, und eine Reaktion auf die aktuelle spezifische Umwelt.
Angeborenes Verhalten bei Menschen und Tieren beinhaltet Verhaltensweisen, die genetisch vorgegeben und nicht neu erlernt sind. Ein wichtiger Begriff dabei ist die Autonomie des angeborenen Verhaltens. Darunter versteht man, dass das Verhalten ohne nicht gewollte Einflüsse, also selbstbestimmt und unabhängig, entsteht. Angeborene Verhaltensweisen vermischen sich im allgemeinen Verhalten allerdings mit Erlerntem über die Zeit. Außerdem müssen sie nicht ab dem Zeitpunkt der Geburt funktionsfertig vorliegen, sondern können auch erst im Laufe der Individualentwicklung trotz genetischen Ursprungs zu einem späteren Zeitpunkt auftauchen. Diesen Vorgang nennt man in der Verhaltensbiologie der Menschen und Tiere Reifung.
Schlüsselreize werden dabei jene Reize genannt, die eine genetisch determinierte Verhaltensweise auslösen. Ein Schlüsselreiz, der ein für eine bestimmte Tierart typisches Verhalten auslöst, zeigt eine Instinkthandlung an. Tierische Instinkte sind wie Reflexhandlungen beim Menschen angeboren.
Abgrenzung zum erlernten Verhalten
Das erlernte Verhalten ist definitionsgemäß über Erfahrungen geprägt und wird im Laufe des Lebens erworben. Die wichtigste Aufgabe des erlernten Verhaltens bei Menschen und bei Tieren ist es, das Individuum vor Gefahren zu schützen. Dabei gibt es drei klassische Lernformen:
- Lernen durch Nachahmung kennzeichnet sich, indem durch Beobachtung einer anderen Person neue Fähigkeiten erworben werden, die der Beobachter danach selbst ausführen kann.
- Das Versuch-Irrtum-Prinzip beinhaltet Versuche zur Problemlösung, bis die gewünschte Lösung erreicht ist. Die Strategie, die zum Erfolg geführt hat, wird dann zukünftig wieder genutzt.
- Die klassische Konditionierung ist eine Form des erlernten Verhaltens, bei der eine Reaktion als Folge auf einen bestimmten Reiz erlernt wird (= bedingte Reaktion). Eine weitere Lernform zum Erlernen einer bedingten Reaktion ist die operante Konditionierung. Per Definition liegt der Unterschied zwischen klassischer und operanter Konditionierung darin, dass bei der zweiten Form ein Mensch oder ein Tier für ein bestimmtes Verhalten belohnt oder bestraft wird und dieses je nachdem häufiger oder sogar nicht mehr zeigt.
Der Unterschied zwischen angeborenem und erlerntem Verhalten:
Angeborenes Verhalten | Erlerntes Verhalten | |
---|---|---|
Definition | Verhaltensweisen, die genetisch vorgegeben und nicht neu erlernt sind | Verhaltensweisen, die durch Erfahrungen im Laufe des Lebens erlernt wurden |
Beispiel | Instinkthandlungen, Reflexhandlungen | Nachahmung, Konditionierung, Versuch-Irrtum-Prinzip |
Beispiele und Beweise für angeborene Verhaltensweisen
Ein Beispiel für angeborenes Verhalten beim Menschen ist das Saugverhalten und der Suchautomatismus eines Säuglings direkt nach der Geburt. Schluck- und Saugreflex sind beim Menschen und allen anderen Säugetieren überlebenswichtig und angeboren.
In sogenannten Kaspar-Hauser-Versuchen wurde versucht, nachzuweisen, dass es sich bei einer bestimmten Verhaltensweise auch wirklich um eine angeborene handelt. Der Name der Versuche rührt daher, dass im 19. Jahrhundert ein Kind in Nürnberg auftauchte, das aufgrund seines Verhaltens abseits jeder Sozialisierung und Einflüssen anderer Menschen aufgewachsen sein musste. Für die sozialpsychologische und verhaltensbiologische Forschung war dies ein prägender Fall. In Anlehnung versuchte man, Küken des Kuckucks über Generationen zu isolieren, und beobachtete, dass diese ihre Eier dennoch in fremde Nester zum Bebrüten ablegten. Dieses Verhalten konnte also kein elterlicher Effekt, wie das Lernen durch Nachahmung sein, es musste genetisch sein und ist damit ein Beweis für angeborenes Verhalten bei Tieren.
Weitere Hinweise für angeborene Verhaltensweisen bieten Zwillingsversuche, in denen man die Kinder getrennt aufzieht. Aufgrund des identischen Erbguts bei Zwillingen kann man später gut interpretieren, welche Verhaltensweisen aus der Umwelt erlernt und welche angeboren waren. Die Entwicklung des Intelligenzquotienten wurde so zum Beispiel auf genetische und umweltbedingte Faktoren untersucht. Das deutet auf ca. 50 Prozent Genetik, also angeborenes Verhalten, und 50 Prozent umweltbedingte Einflüsse hin.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Angeborenes und erlerntes Verhalten
Alle Artikel aus dem Fach Biologie