Stammbaumanalyse einfach erklärt – Erbgänge, Beispiele und Genetik

Erforsche die Grundlagen genetischer Vererbung mittels Autosomal-dominanter und rezessiver sowie X-chromosomaler Erbgänge. Was sind Genotypen und wie wird ein Stammbaum analysiert? Mehr dazu im folgenden Text!

Inhaltsverzeichnis zum Thema Stammbaumanalyse

Stammbaumanalyse im Überblick

  • Viele Krankheiten des Menschen haben genetische Ursachen und können nach den mendelschen Regeln vererbt werden. Mithilfe der Stammbaumanalyse können solche Erbgänge erkannt und bestimmt werden.

  • Um die Vererbung beim Menschen mithilfe von Stammbäumen erklären zu können, wird zwischen autosomalen und gonosomalen sowie zwischen dominanten, rezessiven und intermediären Erbgängen unterschieden.

Stammbaumanalyse und Erbgänge: Lernvideo

Quelle sofatutor.com

Stammbaumanalyse – Grundlagen

Vererbbare Krankheiten und andere Merkmale des Menschen können durch die Stammbaumanalyse erforscht werden. Dabei wird das Auftreten eines bestimmten Merkmals oder einer Krankheit über Generationen in einer Familie untersucht und ausgewertet. Um einen Stammbaum in der Biologie verstehen zu können, ist es zunächst wichtig, einige Begriffe zu kennen:

Begriff Definition
autosomaler Erbgang Weitergabe von Genen, die nicht auf den Geschlechtschromosomen liegen
gonosomaler Erbgang Weitergabe von Genen, die auf den Geschlechtschromosomen liegen. Da das Y-Chromosom bei Männern fast keine Gene trägt, wird dieser Erbgang auch als X-chromosomaler Erbgang bezeichnet. Einen Y-chromosomalen Erbgang gibt es nicht.
dominanter Erbgang Ein dominantes Allel setzt sich gegenüber einem anderen Allel des gleichen Gens durch.
rezessiver Erbgang Ein rezessives Allel setzt sich gegenüber einem anderen Allel des gleichen Gens nicht durch und wirkt sich bei der Merkmalsausprägung nicht aus.
intermediärer Erbgang Ein Allelpaar liegt heterozygot vor und die Wirkung beider Allele ist erkennbar.

Stammbaumanalyse – Vorgehen und Schema

Bei der Analyse von Stammbäumen wird zunächst der Erbgang bestimmt. Dabei müssen zwei Fragen beantwortet werden:

  1. Dominant oder rezessiv?
    Wenn das Merkmal in jeder Generation auftritt, wird das Merkmal dominant vererbt. Überspringt es ein oder zwei Generationen, liegt ein rezessiver Erbgang vor.
  2. Autosomal oder gonosomal?
    Tritt die Merkmalsausprägung nur bei Männern auf, haben wir es mit einer gonosomalen Vererbung zu tun. Sind Frauen und Männer gleichermaßen betroffen, handelt es sich um eine autosomale Vererbung. Einzige Ausnahme ist der autosomal-dominante Erbgang.

Daraus ergeben sich in der Stammbaumanalyse verschiedene Vererbungsmuster und Erbgänge, die nachfolgend genauer vorgestellt werden.

Autosomal-rezessiver Erbgang – Merkmale

Die meisten Erbkrankheiten werden autosomal-rezessiv vererbt. Die Krankheit bricht nur aus, wenn das betreffende Allelpaar homozygot vorliegt. Heterozygote Personen können das Merkmal vererben, ohne selbst erkrankt zu sein. Gesunde Träger der Anlage bezeichnet man als Konduktor bzw. Konduktorin. Die Anlage für die Krankheit kann über mehrere Generationen weitergegeben werden, ohne zum Ausbruch zu kommen. Die Nachkommen gesunder Eltern können erkrankt sein.
In der Stammbaumanalyse ist ein Stammbaum so aufgebaut, dass Männer als Quadrat und Frauen als Kreis dargestellt werden. Dominante Allele werden mit großen Buchstaben gekennzeichnet, rezessive Allele mit kleinen Buchstaben. Erkrankte Personen sind als schwarz dargestellter Kreis bzw. Quadrat gekennzeichnet.
Ein Beispiel für eine Krankheit, die autosomal-rezessiv vererbt wird, ist die Sichelzellenanämie. Bei dieser Erkrankung sind die roten Blutkörperchen deformiert und in ihrer Funktion eingeschränkt. Der Stammbaum für diese autosomal-rezessive Vererbung ist in der folgenden Abbildung dargestellt:

Autosomal-rezessiver Erbgang

Weitere Beispiele für autosomal-rezessive Erbgänge sind: Cystische Fibrose und Phenylketonurie

Autosomal-dominanter Erbgang – Merkmale

Autosomal-dominante Erbkrankheiten treten selten auf, da sie oft bereits vor Eintreten der Geschlechtsreife zum Tod führen oder Betroffene körperlich so stark eingeschränkt sind, dass eine Fortpflanzung nicht möglich ist. Die Krankheit tritt auch bei heterozygoten Merkmalsträgern auf. Beispiele für Krankheiten, die nach einem autosomal-dominanten Erbgang vererbt werden, sind Chorea-Huntington und das Marfan-Syndrom.

X-chromosomal-rezessiver Erbgang – Merkmale

Bei Krankheiten, die gonosomal-rezessiv vererbt werden, liegt das defekte Gen auf dem X-Chromosom. Frauen erkranken nicht, da sie ein weiteres X-Chromosom mit einem gesunden Allel tragen. Männer, die statt eines zweiten X-Chromosoms ein Y-Chromosom tragen, können den Defekt nicht ausgleichen und erkranken häufiger. Ein Beispiel für die X-chromosomal-rezessive Vererbung ist die Krankheit Hämophilie (Bluterkrankheit):

Gonosomal-rezessiver Erbgang

X-chromosomal-dominanter Erbgang – Merkmale

Bei X-chromosomal-dominanten Erbgängen können auch Frauen erkranken, da ein defektes Allel ausreicht, um die Krankheit ausbrechen zu lassen. Die Töchter von erkrankten Männern sind ebenfalls von der Krankheit betroffen. Beispiele für X-chromosomal-dominante Erbkrankheiten sind das Alport-Syndrom und die Vitamin-D-resistente Rachitis.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Stammbaumanalyse

Stammbaumanalysen geben Aufschluss über die Vererbbarkeit von Erbkrankheiten. Eine Stammbaumanalyse ist sinnvoll, wenn die Krankheit nur von einem Gen ausgelöst wird.

Bei der Analyse von Stammbäumen müssen zwei Fragen beantwortet werden:

  1. Dominant oder rezessiv?
    Wenn das Merkmal in jeder Generation auftritt, wird das Merkmal dominant vererbt. Überspringt es mehrere Generationen, liegt ein rezessiver Erbgang vor.
  2. Autosomal oder gonosomal?
    Sind nur Männer betroffen, liegt eine gonosomale Vererbung vor. Sind Frauen und Männer gleichermaßen betroffen, handelt es sich um eine autosomale Vererbung. Einzige Ausnahme ist der autosomal-dominante Erbgang.

Bei einer Stammbaumanalyse sind vier Erbgänge möglich:

  • autosomal-dominant
  • autosomal-rezessiv
  • X-chromosomal-dominant
  • X-chromosomal-rezessiv

Theoretisch gibt es auch einen Y-chromosomalen Erbgang, dieser ist in der Praxis aber nicht relevant.

Bei einem autosomalen Erbgang sind die Autosomen betroffen, das heißt, die vererbbaren Gene liegen nicht auf den Geschlechtschromosomen.

Der Stammbaum eines autosomal-dominanten Erbgangs ist dadurch gekennzeichnet, dass die Krankheit in jeder Generation auftritt und beide Geschlechter gleichermaßen betroffen sind.

Ein dominantes Allel setzt sich gegen ein anderes Allel des gleichen Gens durch.

Bei einem autosomal-rezessiven Erbgang kann das Merkmal mehrere Generationen überspringen. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Dominante Erbkrankheiten, die geschlechtsgebunden vererbt werden, treten in jeder Generation auf und betreffen sowohl Männer als auch Frauen. Töchter erkrankter Männer erkranken auf jeden Fall.

Bei einer Krankheit, die X-chromosomal-rezessiv vererbt wird, sind nur Männer betroffen.

Dieser Fall ist nur von theoretischem Interesse, da das Y-Chromosom kaum Gene trägt. Es wären nur Männer betroffen.

Dabei handelt es sich um die Gesamtheit der genetischen Anlagen eines Organismus.

Bei einem gonosomalen Erbgang sind in der Regel nur Männer Merkmalsträger, bei einem autosomalen Erbgang beide Geschlechter.

Ein Allel ist dominant, wenn sich das Merkmal auch heterozygot durchsetzt.

Erbgänge können

  • dominant,
  • rezessiv,
  • intermediär,
  • kodominant,
  • gonosomal und
  • autosomal

verlaufen.

Dominante Allele setzen sich heterozygot durch, rezessive Allele werden nur homozygot ausgeprägt.

Bei einem kodominanten Erbgang werden heterozygot vorliegende Allele gleich stark ausgeprägt.

Dominante Merkmale werden immer phänotypisch ausgeprägt, rezessive nur dann, wenn die entsprechenden Allele homozygot vorliegen.

Ein dihybrider Erbgang beschreibt die Vererbung von zwei verschiedenen Merkmalen.

Bei einem intermediären Erbgang entstehen phänotypische Mischformen aus zwei Merkmalen.

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