Nernst-Gleichung – Chemie, Herleitung und Voraussetzungen

Die Nernst-Gleichung berechnet das Elektrodenpotenzial eines Halbelements in einer galvanischen Zelle anhand der Konzentration der Redoxpartner. Erfahre, wie die elektrische Spannung zwischen Elektroden berechnet wird und wie sie in der Physiologie Anwendung findet. Dies und vieles mehr findest du im folgenden Text.

Inhaltsverzeichnis zum Thema Nernst-Gleichung

Nernst-Gleichung im Überblick

  • Die Nernst-Gleichung dient zur Berechnung des Elektrodenpotenzials eines Halbelements in einer galvanischen Zelle.

  • Mithilfe der Nernst-Gleichung kann die elektrische Spannung berechnet werden, die zwischen den Elektroden eines galvanischen Elements herrscht.

  • Das Elektrodenpotenzial ist konzentrationsabhängig.

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Quelle sofatutor.com

Nernst-Gleichung – Formeln

Mithilfe der Nernst-Gleichung lässt sich das Elektrodenpotenzial eines galvanischen Elements bei verschiedenen Konzentrationen der Redoxpartner berechnen. Die allgemeine Form der Nernst-Gleichung lautet:

E = E_0 + \frac{RT}{zF} \cdot \ln{\frac{c_\text{Ox}}{c_\text{Red}}}

Abkürzung Bedeutung
E Elektrodenpotenzial
E_0 Standardelektrodenpotenzial
R universelle Gaskonstante R = 8{,}31447~\frac{\text{J}}{\text{mol} \cdot \text{K}}
T Temperatur in Kelvin (\text{K})
z Anzahl übertragener Elektronen (in der Redoxreaktion)
F Faraday-Konstante F = 96485 ~\frac{\text{J}}{\text{V} \cdot \text{mol}}
c_{\text{Ox}} Konzentration der oxidierten Form des Stoffs
c_{\text{Red}} Konzentration der reduzierten Form des Stoffs

Bei einer Temperatur von T = 25\,^\circ\text{C} ergibt sich durch Einsetzen und Umformen die spezielle bzw. vereinfachte Nernst-Gleichung:

E = E_0 + \frac{0,059~\text{V}}{z} \cdot \log{\frac{c_\text{Ox}}{c_\text{Red}}}

Beachte: In dieser Form steht der dekadische Logarithmus anstelle des natürlichen Logarithmus!

Nernst-Gleichung – Beispiel

Wie Berechnungen mit der Nernst-Gleichungen durchzuführen sind, wird hier am Beispiel des Daniell-Elements erläutert. Das Daniell-Element ist eine galvanische Zelle, die aus einer Zinkelektrode in einer Zinksulfatlösung und einer Kupferelektrode in einer Kupfersulfatlösung besteht. Die Zinkelektrode bildet die Anode, die Kupferelektrode die Kathode. Zink wird oxidiert und die abgegebenen Elektronen wandern zur Kupferelektrode. Hier reduzieren sie Kupferionen zu elementarem Kupfer, das sich aus der Kupfersulfatlösung heraus an der Kupferelektrode abscheidet. Für eine galvanische Zelle dieser Art ist folgende Kurzschreibweise üblich, um die Redoxvorgänge zusammenzufassen:

\text{Zn}~/~\text{Zn}^{2+} \big\slash \big\slash ~\text{Cu}^{2+}/~\text{Cu}

Es handelt sich also um zwei korrespondierende Redoxpaare, die eine Redoxreaktion eingehen. Die Reaktionen im Daniell-Element können durch folgende Reaktionsgleichungen beschrieben werden:

\begin{array}{llclclcl} \text{Anode (Oxidation):} & \text{Zn} & & & \longrightarrow & \text{Zn}^{2+} & + & 2\,\text{e}^{-} \\[2pt] \text{Kathode (Reduktion):} & \text{Cu}^{2+} & + & 2\,\text{e}^{-} & \longrightarrow & \text{Cu} & + & \\[2pt] \hline \\[-10pt] \text{Gesamt-/Redoxreaktion:} & \text{Zn} & + & \text{Cu}^{2+} & \longrightarrow & \text{Zn}^{2+} & + & \text{Cu} \end{array}

Redoxreaktion

Am Zinkhalbelement findet also die Elektronenabgabe (Oxidation) statt und am Kupferhalbelement die Elektronenaufnahme (Reduktion) – wie in der Abbildung dargestellt. Durch diesen Elektronenaustausch wird eine elektrische Spannung erzeugt, die sich aus der Differenz der beiden Elektrodenpotenziale ergibt.

Die Elektrodenpotenziale der beiden Zellen lassen sich mit der Nernst-Gleichung wie folgt berechnen:

E_{\text{Zn}/\text{Zn}^{2+}} = E_{0,\text{Zn}/\text{Zn}^{2+}} + \frac{0,059~\text{V}}{2} \cdot \log{\frac{c \left( \text{Zn}^{2+} \right)}{c \left(\text{Zn} \right)}

E_{\text{Cu}/\text{Cu}^{2+}} = E_{0,\text{Cu}/\text{Cu}^{2+}} + \frac{0,059~\text{V}}{2} \cdot \log{\frac{c \left( \text{Cu}^{2+} \right)}{c \left(\text{Cu} \right)}

Wenn c \left( \text{Zn}^{2+} \right) = c \left( \text{Cu}^{2+} \right) = 1~\frac{\text{mol}}{\ell} gilt und berücksichtigt wird, dass die beiden Metalle in reduzierter Form elementare Stoffe sind, die damit ebenfalls in der Konzentration c \left( \text{Zn} \right) = c \left( \text{Cu} \right) = 1~\frac{\text{mol}}{\ell} vorliegen, folgt daraus:

E_{\text{Zn}/\text{Zn}^{2+}} = E_{0,\text{Zn}/\text{Zn}^{2+}} + \frac{0,059~\text{V}}{2} \cdot \log{\frac{1}{1}} = E_{0,\text{Zn}/\text{Zn}^{2+}}

E_{\text{Cu}/\text{Cu}^{2+}} = E_{0,\text{Cu}/\text{Cu}^{2+}} + \frac{0,059~\text{V}}{2} \cdot \log{\frac{1}{1}} = E_{0,\text{Cu}/\,\text{Cu}^{2+}}

Die Werte der beiden Standardelektrodenpotenziale E_{0,\text{Zn}/\text{Zn}^{2+}} = -0{,}76~\text{V} und E_{0,\text{Cu}^{2+}/\,\text{Cu}} = 0{,}35~\text{V} können der Literatur bzw. einem Tafelwerk entnommen werden. Damit folgt:

E_{\text{Zn}/\text{Zn}^{2+}} = E_{0,\text{Zn}/\text{Zn}^{2+}} = -0{,}76~\text{V}

E_{\text{Cu}/\text{Cu}^{2+}} = E_{0,\text{Cu}/\text{Cu}^{2+}} = 0{,}35~\text{V}

Um die Spannung zwischen den Halbzellen bzw. den Elektroden zu berechnen, wird das Elektrodenpotenzial des unedleren Metalls (Zink) vom Elektrodenpotenzial des edleren Metalls (Kupfer) subtrahiert. Daraus ergibt sich die Spannung U des Daniell-Elements:

U = E_{0,\text{Cu}/\text{Cu}^{2+}} - E_{0,\text{Zn}/\text{Zn}^{2+}} = 0{,}35~\text{V} - (-0{,}76~\text{V}) = 1,11~\text{V}

Liegen die Redoxpartner in unterschiedlicher Konzentration vor, ist mithilfe der Nernst-Gleichung ebenfalls die Berechnung der Gesamtspannung möglich. Dabei bleibt c \left( \text{Zn} \right) = c \left( \text{Cu} \right) = 1~\frac{\text{mol}}{\ell} weiterhin gültig, da es sich um elementare Stoffe handelt.

Sei beispielsweise c \left( \text{Cu}^{2+} \right) = 0{,}1~\frac{\text{mol}}{\ell}, gilt:

E_{\text{Cu}/\text{Cu}^{2+}} = 0{,}35~\text{V} + \frac{0,059~\text{V}}{2} \cdot \log{\frac{0{,}1}{1} = 0{,}32~\text{V}

Für die Zinkhalbzelle soll weiterhin c \left( \text{Zn}^{2+} \right) = c \left( \text{Cu}^{2+} \right) = 1~\frac{\text{mol}}{\ell} und damit E_{\text{Zn}/\text{Zn}^{2+}} = -0{,}76~\text{V} gelten.

Für dieses galvanische Element ergibt sich damit eine Spannung von:

U = E_{0,\text{Cu}/\text{Cu}^{2+}} - E_{0,\text{Zn}/\text{Zn}^{2+}} = 0{,}32~\text{V} - (-0{,}76~\text{V}) = 1,08~\text{V}

Neben den Elektrodenmaterialien sind also auch die Konzentrationen der Ionen in den Elektrolytlösungen der Halbzellen entscheidend.

Nernst-Gleichung und pH-Wert

Mithilfe der Nernst-Gleichung lassen sich Elektrodenpotenziale auch anhand des pH-Werts eines Redoxsystems bestimmen. Der pH-Wert ist abhängig von der Konzentration der Oxoniumionen \left( {\text{H}_3 \text{O}}^{+} \right) in einer Lösung. In einem galvanischen Element kann auch das korrespondierende Redoxpaar {\text{H}_3 \text{O}}^{+}/~\text{H}_2 (bzw. {\text{H}^{+}/~\text{H}_2) betrachtet werden. Dann gilt über die Nernst-Gleichung in Bezug auf die pH-Abhängigkeit des Systems folgender Zusammenhang:

U = \Delta E = -0{,}059~\text{V} \cdot \left( \text{pH}_1 - \text{pH}_2 \right)

Dieser Zusammenhang folgt aus z = 1 und der Definition des pH-Werts. Der pH-Wert ist der negative dekadische Logarithmus der \text{H}^{+}– bzw. {\text{H}_3 \text{O}}^{+}-Ionen-Konzentration. Die Werte \text{pH}_1 und \text{pH}_2 spiegeln die Konzentration der Oxoniumionen an den beiden Halbzellen des Systems wider und können so zur Berechnung der Spannung U herangezogen werden.
Dieser Zusammenhang kann auch genutzt werden, um mit einer Halbzelle mit bekanntem \text{pH}_1 den pH-Wert einer anderen, unbekannten Halbzelle (also \text{pH}_2) zu bestimmen, wenn die Spannung U gemessen wird.

Nernst-Gleichung in der Physiologie

Mithilfe der Nernst-Gleichung lässt sich in der Biologie z. B. das Ruhepotenzial von Nervenzellen berechnen. Die Spannung über eine Zellmembran lässt sich nach folgender Formel berechnen:

E = -\frac{61{,}54~\text{mV}}{z} \cdot \log{\frac{c_{\text{innen}}}{c_{\text{außen}}}}

Häufig gestellte Fragen zum Thema Nernst-Gleichung

Die Nernst-Gleichung stellt eine Beziehung zwischen dem Elektrodenpotenzial einer Elektrode und der Ionenkonzentration im zugehörigen Elektrolyt her. Allgemeiner formuliert beschreibt die Nernst-Gleichung, wie das Elektrodenpotenzial eines Redoxpaars von den Konzentrationen der beteiligten Stoffe und der Temperatur abhängt.

Mit der Nernst-Gleichung werden in der Regel die Elektrodenpotenziale der Halbzellen einer galvanischen Zelle bestimmt. Daraus kann dann die Gesamtspannung U berechnet werden, die durch das Redoxsystem erzeugt wird.

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