Der Vietnamkrieg im Überblick

  • Der Vietnamkrieg war ein Krieg zwischen Nordvietnam und zunächst Südvietnam, später waren dann auch die USA beteiligt.
  • Er begann 1955 und endete 1975 mit dem Sieg der Nordvietnamesen.
  • Der Vietnamkrieg wird auch als Zweiter Indochinakrieg bezeichnet, da er nach dem Unabhängigkeitskrieg zwischen Frankreich und den vietnamesischen Unabhängigkeitskämpfenden stattfand.

  • Der Vietnamkrieg wird auch als Stellvertreterkrieg während des Kalten Kriegs bezeichnet, da die USA direkt und die Sowjetunion indirekt als Supermächte in den Krieg involviert waren.

  • Die starke Teilnahme der USA ist auf die Domino-Theorie zurückzuführen, die ein vollkommenes kommunistisches Südostasien für den Fall, dass Vietnam kommunistisch werden sollte, prophezeite.
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Quelle sofatutor.com

Der Vietnamkrieg – der bekannteste Stellvertreterkrieg

Die Stellvertreterkriege waren Kriege zwischen den Verbündeten der Supermächte USA und der Sowjetunion zur Zeit des Kalten Kriegs. Obwohl beide Nationen im Konflikt standen, haben sie sich nicht direkt militärisch auseinandergesetzt. Stattdessen wurden diese Konflikte in Drittstaaten ausgetragen, bei denen die Supermächte teilweise involviert waren. Beispiele für solche Kriege sind der Koreakrieg (1950–1953) oder der Vietnamkrieg (1955–1775).

Der Vietnamkrieg – eine Zusammenfassung

Als Vietnamkrieg wird die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Nordvietnam und Südvietnam bezeichnet. Die Sowjetunion war nur im Hintergrund aktiv, indem sie Nordvietnam Maschinen, Waffen und Munition zur Verfügung stellte. Die USA waren aktiv im Vietnamkrieg involviert. Ab dem 5. August 1964, mit der Kriegserklärung an Nordvietnam, begann die sogenannte amerikanische Phase des Vietnamkriegs. Über eine Dauer von zehn Jahren sollte die Großmacht USA der Hauptakteur gegen Nordvietnam sein. Insgesamt erstreckte sich der Vietnamkrieg über eine Dauer von 20 Jahren von 1955 bis 1975. Im Januar 1973 schloss der damalige US-Präsident Richard Nixon einen Waffenstillstand mit Nordvietnam und zog seine Truppen bis Ende März vollständig ab. Das Ende des Vietnamkriegs folgte zwei Jahre später mit der Eroberung der südvietnamesischen Hauptstadt Saigon am 1. Mai 1975. Nordvietnam war also der Gewinner im Vietnamkrieg

Der Vietnamkrieg forderte viele Tote auf beiden Seiten. Die folgende Übersicht zeigt die Verlustzahlen der Streitmächte.

Nordvietnam USA Südvietnam Verbündete der USA bzw. Südvietnam
1,1 Millionen 58 220 254 256 ca. 5 250

Der Vietnamkrieg – die Vorgeschichte

Südostasien, genauer gesagt Indochina, war bis 1954 eine Kolonie Frankreichs. Die sich verbreitenden Unabhängigkeitsbewegungen des 20. Jahrhunderts in Asien erreichten auch Indochina. So kam es, dass sich zwischen 1946 und 1954 vietnamesische Unabhängigkeitskämpferinnen und Unabhängigkeitskämpfer im Indochinakrieg für ihre Freiheit einsetzten. 1954 erreichten sie ihr Ziel, aber es sollte keine Ruhe in Vietnam einkehren, da sich die neu geschaffene Nation teilen würde. Für den Juli 1956 wurden in Vietnam freie Wahlen vereinbart. Doch der südvietnamesische Präsident Ngô Đình Diệm weigerte sich, diese durchzuführen. Aus diesen Spannungen entwickelte sich ein Bürgerkrieg, auch bekannt als erste Phase des Vietnamkriegs. Präsident Ngô stellte sich als Diktator heraus: Er ließ Regimegegner unter Hausarrest stellen oder verhaften, foltern und hinrichten. Freie Meinungsäußerung, vor allem der Regierung kritisch gegenüber, war verboten. Ngôs Regierung war einer der Gründe und Auslöser für den Vietnamkrieg.

Karte Vietnam

Der Vietnamkrieg und die USA

Südvietnam wurde von den USA schon vor 1964 unterstützt. Einerseits gab es Lieferungen von Waffen und weiteren Gütern. Andererseits übernahmen Soldaten der United States Special Forces die Ausbildung von südvietnamesischen Soldaten, da diese im Kampf gegen die Guerilla überfordert waren. Ein Guerilla-Krieg ist eine Art der Kriegsführung, bei der aufständische Einheiten oft durch einzelne Angriffe gegen eine besetzende oder angreifende Macht kämpfen. Wegen der allgemein prekären Lage in Vietnam entsandte 1961 der damalige US-Präsident John F. Kennedy seine Berater. In deren Bericht stand, dass Südvietnam dringend stärker unterstützt werden müsse. So kam es, dass Kennedy weitere Militärberater nach Vietnam entsandte: Ihre Anzahl stieg damit auf mehr als 16 000 an.

Der Vietnamkrieg – der Verlauf

Während sich bis 1964 die Involvierung der USA auf Unterstützungsarbeit in Südvietnam beschränkte, sollte sich das durch den „Tonkin-Zwischenfall“ ändern. Dieser Zwischenfall war für die USA der Grund, in den Vietnamkrieg einzugreifen: Das Kriegsschiff der US-Navy USS Maddox war in den Golf von Tonkin zwecks Aufklärung der Nordvietnamesischen Volksarmee (NVA) entsandt worden. Zwei Boote der Nordvietnamesen kamen auf die USS Maddox zu, die einen Torpedoangriff befürchtete und deswegen das Feuer eröffnete. Später sollte sich herausstellen, dass die USA ihre Schiffe zur Provokation dorthin geschickt hatten.

Am 7. August 1964 wurde vom US-Kongress bestimmt, dass die Regierung berechtigt sei, Maßnahmen zur Verteidigung von nordvietnamesischen Angriffen zu ergreifen und jegliche Aggression zu vermeiden. Im Februar 1965 fanden daher die ersten Bombardierungen Nordvietnams statt. Über die gesamte Dauer des Vietnamkriegs fielen dreimal so viele Bomben auf Vietnam wie im Zweiten Weltkrieg: insgesamt sieben Millionen. Bomben aller Art wurden im Vietnamkrieg eingesetzt, darunter Napalm, Splitterbomben, Phosphor, aber auch chemische Waffen kamen zum Einsatz. Agent Orange hieß eine der chemischen Waffen und ihr Zweck war es, die Wälder zu entlauben, Ernten zu vernichten und die Bevölkerung damit zu demoralisieren. So sollten die Pfade und Truppenbewegungen der Nordvietnamesen aufgedeckt werden, die Versorgung vernichtet und die Unterstützung der Zivilisten gegenüber den Nordvietnamesen genommen werden. Bis 1971 wurden chemische Waffen verwendet.

Vietnamkrieg – eine neue Art der Kriegsführung

Während die generelle Kriegsstrategie der Amerikaner die vollkommene Vernichtung des Feindes war, wurde ein neuer Weg ausgewählt, dieses Ziel zu erreichen. Im Zweiten Weltkrieg ging es um Gebietseroberungen – im Vietnamkrieg dagegen darum, dem nordvietnamesischen Militär größtmöglichen Schaden zuzufügen. Dazu errichteten die Amerikaner stark beschützte Basen, sogenannte Forward Operating Bases (FOBs). Von dort wurden sie mit der neuen Technologie des Vietnamkriegs, den Helikoptern, an einen Ort geflogen. Einmal gelandet sollten sie in Kontakt mit dem Feind treten und dann Luftunterstützung anfordern, die zur vollkommenen Zerstörung der gegnerischen Streitmächte führen sollte. 

Wegen des Guerilla-Kriegs gab es aber keine klare Frontlinie, wie es in den vorherigen Kriegen üblich war. Die Nordvietnamesen infiltrierten Südvietnam, trugen oftmals keine Uniform und waren somit für die amerikanischen Soldaten nicht von der Zivilbevölkerung zu unterscheiden. Um die Überlegenheit der US Air Force zu beenden, bewegten sie sich nachts fort. Von enormer Bedeutung im Vietnamkrieg waren Tunnel und Sabotage. Die NVA errichtete ein umfangreiches Tunnelsystem, stellte Fallen auf und griff die Basen der amerikanischen Streitmächte häufig an. Dabei waren die amerikanischen Soldaten stets Reagierende, nie Agierende. 1969 gingen 75 % aller Kampfhandlungen durch die NVA aus.

Die Têt-Offensive im Jahr 1968

Wie schwierig die Situation für die Amerikaner geworden war, ist in der sogenannten Têt-Offensive ersichtlich geworden. Têt heißt im Vietnamesischen Neujahr, das stets Ende Januar bzw. Anfang Februar gefeiert wird. Am 31. Januar 1968 attackierte die NVA mit knapp 84 000 Kämpferinnen und Kämpfern zeitgleich verschiedene südvietnamesische Städte, nahm diese teilweise ein und überraschte die Amerikaner in ihren FOBs. Während in vielen Städten die Nordvietnamesen nach wenigen Tagen getötet worden waren, konnten sie sich in der alten Kaiserstadt Huế gut einen Monat lang halten. In der Schlacht um Huế wurden bis zu 6 000 Zivilistinnen und Zivilisten durch die NVA ermordet, 216 US-Soldaten starben und knapp 100 000 Bewohnerinnen und Bewohner mussten fliehen. Dabei wurde Huế fast vollständig zerstört. Am Ende wurde die Stadt jedoch wieder durch die Amerikaner und Südvietnamesen befreit.

Kriegsverbrechen nach der Têt-Offensive

Die Stimmung unter den Soldaten hatte sich infolge der Têt-Offensive drastisch geändert. Als Racheaktion nahm der US-General Westmoreland die Schutzregeln für Zivilistinnen und Zivilisten zurück und ließ den Kommandeuren freie Wahl beim Angriff in umkämpften Regionen. Dabei war ihnen die Wahl der Waffen und die Art und Weise, wie sie kämpfen wollten, freigestellt. Am 16. März 1968 wurden im Massaker von Mỹ Lai 504 Menschen des Dorfs, darunter Frauen, Kinder und Alte, ermordet. Dieses Massaker ist kein Einzelfall. Solche Aktionen haben in den Kriegsmonaten oftmals täglich stattgefunden. 

Mit dem Vietnamkrieg sind Begriffe wie Folter und Massenmord eng verbunden. Auf beiden Seiten fanden diese Terrorakte statt, sie wurden sowohl an Kriegsgefangenen als auch an Zivilistinnen und Zivilisten begangen.

Der Vietnamkrieg – Stimmungsschwankung und Abzug

Was den Vietnamkrieg von allen vorherigen Kriegen abhob, war die intensive mediale Berichterstattung von Journalisten. Die sogenannten embedded journalists, also Journalisten, die US-Kampfeinheiten für längere Zeit begleiteten, berichteten intensiv über den Krieg. Dadurch wurden der Kriegsgrund und die Art der Kriegsführung hinterfragt. Wenngleich über Kriegsverbrechen nicht berichtet wurde, erfuhr die Bevölkerung meist durch Veteranen über die Gräueltaten. Das führte zu massiven Protesten gegen den Vietnamkrieg in aller Welt, allen voran in den USA. 

Die ersten Truppen wurden aus Vietnam im Jahr 1969 abgezogen. Jedes halbe Jahr folgten knapp 50 000, sodass 1973 nur noch knapp 27 000 in Vietnam verblieben. 

Die Kampfstärke und Kampfmoral Südvietnams war nahezu null. Massendesertationen, Plünderungen und Befehlsverweigerungen fanden in der südvietnamesischen Armee statt. Ab 1975 marschierte die NVA in Südvietnam ein und traf dabei auf keinen Widerstand. Die Hauptstadt Saigon wurde am 21. April erreicht. Die restlichen amerikanischen Militärberater wurden evakuiert. 

Der Präsidentenpalast wurde am 30. April ohne Widerstand eingenommen. Die Nordvietnamesen hatten den Krieg gewonnen.

Folgen des Vietnamkriegs

Mit dem nordvietnamesischen Sieg begann ein Massenexodus aus Südvietnam. Knapp 130 000 Zivilistinnen und Zivilisten flohen aus dem Land. Die kommunistische Regierung errichtete für die fliehende Bevölkerung sogenannte Umerziehungslager. In ihnen wurden Kinder, Frauen und Männer durch Folter und andere Gräueltaten „umerzogen“. Das war ein weiterer Grund zur Flucht für die südvietnamesische Bevölkerung. Dabei flüchteten sie oft auf Booten, vorerst auf die Philippinen und dann in alle Welt. Viele Geflüchtete kamen in die USA, Kanada, aber auch nach Deutschland. Diese Menschen wurden und werden heute noch als boat people bezeichnet.

Der Vietnamkrieg – tabellarische Übersicht

Um die vielen Informationen, beispielsweise für ein Referat über den Vietnamkrieg, zusammenzufassen, findest du hier eine Tabelle zur Übersicht.

Fakten Daten
Startdatum 1. November 1955 (Krieg zwischen Nord- und Südvietnam)
7. August 1964 (Involvierung der USA)
Enddatum 30. April 1975
Ergebnis Sieg von Nordvietnam
Verluste Nordvietnam: 1,1 Millionen
Südvietnam: 254 256
USA: 58 220
Zivilisten: bis zu 627 000
Besondere Ereignisse Tonkin-Zwischenfall: 2. bis 4. August 1964
Têt-Offensive: 31. Januar 1968
Schlacht um Huế: 30. Januar bis 3. März 1968
Massaker von Mỹ Lai: 16. März 1968
Eroberung Saigons: 21. April bis 30. April 1975
Kosten 150 Milliarden US-Dollar

Häufig gestellte Fragen zum Thema Vietnamkrieg

Der Ursprung des Vietnamkriegs ist die Auseinandersetzung zwischen Nord- und Südvietnam nach der Unabhängigkeit Frankreichs 1954. Die Involvierung der USA ist auf Hilfegesuche Südvietnams und die Domino-Theorie zurückzuführen.

Der Vietnamkrieg wurde von Nordvietnam gewonnen.

Der Krieg dauerte 20 Jahre von 1955 bis 1975.

Der Vietnamkrieg begann am 1. November 1955 und endete am 30. April 1975.

Die Verlustzahlen der Soldaten Nord- und Südvietnams belaufen sich insgesamt auf knapp 1,5 Millionen. Zusätzlich starben noch knapp 630 000 Zivilistinnen und Zivilisten.

Auslöser für den Vietnamkrieg waren die nicht stattgefundene freie Wahl von ganz Vietnam 1955 und die Unstimmigkeiten beider Länder.

Im Vietnamkrieg ging es für die Südvietnamesen darum, den Kommunismus aus Nordvietnam aufzuhalten. Das Gleiche galt für die USA. Für Nordvietnam ging es um die Verbreitung des Kommunismus und die Vereinigung eines Gesamtvietnams.

Ja, die USA haben den Vietnamkrieg verloren. Das amerikanische Ziel, Vietnam nicht an den Kommunismus zu verlieren, wurde nicht erreicht.

Vietnam hieß zur Zeit der französischen Kolonie Indochina.

Der Vietnamkrieg war der erste Krieg, den die USA im 20. Jahrhundert verloren haben. Ihre Stellung als Supermacht blieb zwar bestehen, aber der Krieg war für die USA eine herbe Niederlage.

Deutsche waren in Vietnam nur als Mitglieder von Hilfsaktionen, nicht als aktive Kriegsteilnehmende involviert.

Im Vietnamkrieg kämpften Soldaten der NVA und verschiedener kleinerer Gruppen gegen Südvietnam und die USA. Zusätzlich waren Soldaten aus Südkorea, Australien, Thailand und Neuseeland in den Krieg verwickelt.

Der Name für die Nordvietnamesen war Charlie oder auch Gooks, was als Bezeichnung aber eher selten verwendet wurde.

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