Versailler Vertrag – Definition, Inhalt und Folgen

Erfahre, wie der Versailler Vertrag den Ersten Weltkrieg formell beendete und Deutschland die alleinige Kriegsschuld auferlegte. Wer waren die Verhandlungspartner und welche drastischen Folgen hatte der Vertrag für Deutschland?

Inhaltsverzeichnis zum Thema Versailler Vertrag

Versailler Vertrag im Überblick

  • Der Versailler Vertrag stellte die formelle Beendigung des Ersten Weltkriegs dar.

  • Er erklärte, dass Deutschland und seine Verbündeten die alleinige Verantwortung und Schuld am Ersten Weltkrieg trugen.
  • Der Versailler Vertrag wurde am 28. Juni 1919 in Versailles unter Protest der Deutschen unterschrieben.
  • Die Kampfhandlungen hatten bereits ein halbes Jahr zuvor aufgehört, nämlich im Waffenstillstand von Compiègne vom November 1918.
  • Deutschland wurde verpflichtet, Gebiete abzutreten, hohe Reparationszahlungen an die Siegermächte zu leisten und das deutsche Militär abzurüsten.

Versailler Vertrag: Lernvideo

Quelle sofatutor.com

Der Versailler Vertrageinfach erklärt

Der Friedensvertrag von Versailles, auch Versailler Vertrag genannt, war die formelle Beendigung des Ersten Weltkriegs im Jahr 1919. Er legte die alleinige Kriegsschuld für Deutschland und seine Verbündeten fest. Deutschland hatte bei der Erstellung des Vertrags kein Mitspracherecht, sondern erhielt lediglich die Option, diesen zu unterschreiben. Falls es sich weigern sollte, dies zu tun, drohten die Alliierten mit der unmittelbaren Fortsetzung der Kampfhandlungen. Der Friedensvertrag von Versailles wurde am 28. Juni 1919 von Deutschland unter großem Protest unterschrieben. 

In diesem Lerntext erhältst du eine Erklärung und Zusammenfassung des Versailler Vertrags, seiner Bestimmungen und Bedingungen.

Der Versailler Vertrag – die Vorgeschichte

Seit 1914 befand sich die Welt im Krieg. In fast allen Teilen der Welt wurde zwischen dem Deutschen Kaiserreich und seinen Verbündeten, wie Österreich-Ungarn, Bulgarien und dem Osmanischen Reich, gegen Frankreich, das Vereinigte Königreich sowie viele weitere Nationen gekämpft. Insgesamt waren 40 Nationen in diese Kampfhandlungen involviert. Der Krieg forderte mehr als 17 Millionen Menschenleben.

Dennoch brachte der Krieg auf beiden Seiten nur minimale Erfolge. Bei Kriegsende hatte sich der Frontverlauf an der Westfront nur wenige Hundert Meter verschoben, für die aber Millionen von Soldaten geopfert wurden. 

Anfang 1918 wurden die Rufe nach Frieden, insbesondere in Deutschland, immer lauter. Der Eintritt der USA in den Krieg machte die Lage für die deutschen Soldaten noch schlechter, als sie es ohnehin schon war. Deutschland konnte sich den Krieg nicht mehr leisten, sowohl an Mannstärke als auch wirtschaftlich und politisch. Am 11. November 1918 wurde der Waffenstillstand von Compiègne unterschrieben, der de facto alle Kriegshandlungen einstellen ließ. Bis Juni 1919 befanden sich die Nationen aber noch offiziell im Krieg. Die Ratifizierung des Versailler Vertrags bedeutete das Ende des Ersten Weltkriegs.

Der Versailler Vertrag – die Teilnehmer

Bei der Aushandlung des Friedens von Versailles waren vor allem die Länder der Triple Entente beteiligt. Dieser gehörten Frankreich, Großbritannien und Russland an. Russland war jedoch schon 1917 aus dem Krieg ausgetreten. Italien und die USA waren an den Aushandlungen ebenfalls beteiligt. Deutschland wurde aber entschieden ausgeschlossen und kein Mitspracherecht gegeben.

Versailler Vertrag – die Ziele der Siegermächte

Die Ziele der Nationen unterschieden sich aber stark voneinander. In der folgenden Tabelle erhältst du eine Zusammenfassung der Ziele des Versailler Vertrags zugeordnet zum jeweiligen Land.

Nation Ziel
Frankreich – Abtretung Elsaß-Lothringens von Deutschland
– Verhinderung eines zukünftigen deutschen Einmarsches in Frankreich durch Verlegung der Grenze
– Entschädigungen für die Kriegsschäden und die Abzahlung der französischen Schulden bei den USA
Großbritannien – Reparationszahlungen für die Schulden bei den USA und für die Pensionen der britischen Veteranen
Italien – Abtretung der Gebiete Trentino und Triest von Österreich-Ungarn
USA – Aufhebung von Handelsbeschränkungen und Wiederetablierung der freien Seeschifffahrt
– Verbot von Geheimdiplomatie
– Abrüstung des deutschen Militärs

Versailler Vertrag – Inhalt in Stichpunkten

In dieser Tabelle erhältst du eine Übersicht der wichtigsten Punkte des Versailler Vertrags.

Ziel Umsetzung
Gebietsabtretungen und
territoriale Bestimmungen
– Elsaß-Lothringen an Frankreich
– Westpreußen und Posen sowie weitere kleinere Gebiete an Polen
– Neukamerun an Frankreich
– Nordschleswig an Dänemark
– Ostbelgien an Belgien
– Deutsche Kolonien, das Saargebiet und das Memelland an den Völkerbund
militärische Abrüstung und
Begrenzung des
deutschen Militärs
– Begrenzung der Mannstärke auf maximal 100 000 Soldaten mit maximal 4 000 Offizieren
– Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht
– Großer Generalstab wird aufgelöst.
– Marine maximal 15 000 Seefahrer und geringe Anzahl an Schiffen
– Verbot von Panzern, U-Booten und Schlachtschiffen
– Beschränkung von Waffen
– Verbot der Luftwaffe
Kriegsschuldfrage – Artikel 231: Deutschlands alleinige Schuld am Ersten Weltkrieg
wirtschaftliche
Bestimmungen
– Höhe der Reparationszahlungen zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt (132 Milliarden Goldmark)
– Erste Rate in Höhe von 20 Milliarden Goldmark (etwa 2,5 Billionen Euro)
– Beschränkung der Handelsflotte

Diese Karte zur Zeit des Versailler Vertrags gibt dir eine Übersicht über die Regionen, die von Deutschland in Europa abgetreten werden mussten.

Gebietsabtretungen von Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg

Der Versailler Vertrag – die Folgen

Für Deutschland war der Versailler Vertrag mit Forderungen gefüllt, die das Land erheblich schwächten. Genau diese Schwächung und Demütigung war das Ziel vor allem Frankreichs. Deutschland und Frankreich waren seit Jahrhunderten Erzfeinde. 

Insbesondere die Gebietsabtretungen schwächten Deutschland wirtschaftlich. Die Landwirtschaft in der neu gegründeten Weimarer Republik konnte sich nicht erholen, sodass in den Folgejahren viele Menschen hungerten. Weitere Menschen strömten aus den abgetretenen Gebieten nach Deutschland. 

Die Deutsche Bevölkerung sah den Versailler Vertrag als Demütigung. Die Außenpolitik der Weimarer Republik bemühte sich stets um die Revision des Versailler Vertrags. Umgangssprachlich wurde er als Diktat von Versailles oder die Schmach von Versailles bezeichnet. Das führte in den Jahren der Weimarer Republik zu einer noch feindlicheren Haltung gegenüber Frankreich.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Versailler Vertrag

Der Versailler Vertrag wurde am 28. Juni 1919 unterschrieben.

Der Versailler Vertrag ist die formelle Beendigung des Ersten Weltkriegs.

Im Versailler Vertrag wurden die Schuldfrage, Reparationszahlungen, Gebietsabtretungen und Vorgaben für das zukünftige Deutschland festgeschrieben.

Der Vertrag wurde von vielen Nationen, allen voran Deutschland, Frankreich und Großbritannien, unterschrieben. Die USA weigerten sich aber, ihre Unterschrift zu geben.

Der Versailler Vertrag wurde in Versailles, einem Vorort von Paris, unterschrieben.

Die deutsche Bevölkerung empfand den Vertrag als höchst unfair, als Demütigung und Zumutung.

Deutschland verlor eine Vielzahl an Gebieten. Die meisten Gebiete mussten an Polen abgetreten werden. Elsaß-Lothringen wurde französisch.

Nach dem Waffenstillstand von Compiègne vom 11. November 1918 war de facto der Erste Weltkrieg noch nicht beendet. Die offizielle Beendigung musste noch von den Nationen unterschrieben werden. So kam es, dass der Versailler Vertrag erstellt wurde.

Ein richtiges Ende des Versailler Vertrags kann nicht bestimmt werden. Auf der Konferenz von Lausanne im Jahr 1932 konnten die Reparationszahlungen beendet werden. Dennoch war beispielsweise das deutsche Militär 1933 eingeschränkt. Die Durchsetzung der Regelungen des Vertrags wurde aber zunehmend vernachlässigt, sodass mit der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 das deutsche Militär wieder aufbauen konnte. 1935 wurde die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt.

Diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten. Aus der Sicht der Deutschen: nein; aus der Sicht der Franzosen: ja. Aber ob etwas gerecht ist oder nicht, hängt immer von den Menschen ab, die gefragt werden. Jede Person hat hierbei ein anderes Verständnis.

Deutschland musste beispielsweise Elsaß-Lothringen an Frankreich abtreten. Westpreußen wurde an Polen abgegeben.

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