Oratio obliqua – die indirekte Rede in Latein

Oratio obliqua in Latein: Erfahre alles über die indirekte Rede! Die Oratio obliqua wiedergibt das Gesagte einer anderen Person. Entdecke die Regeln, Übersetzungsmethoden und Beispiele. Die indirekte Rede folgt der Consecutio temporum und erfordert den Einsatz des Konjunktivs.

Inhaltsverzeichnis zum Thema Oratio obliqua

Überblick zum Thema Oratio obliqua in Latein

  • Die Oratio obliqua ist laut Definition die indirekte Rede: Sie wird immer dann verwendet, wenn das, was jemand gesagt hat, von einer anderen Person wiedergegeben wird. 

  • Hauptsätze werden im AcI wiedergegeben. Ist der Satz komplexer und enthält einen oder mehrere Nebensätze, werden die Prädikate der Nebensätze in den Konjunktiv gesetzt.

  • Die indirekte Rede in Latein folgt der Consecutio temporum, die festlegt, wann welches Tempus verwendet werden muss. Das hängt immer vom Prädikat des Hauptsatzes ab!

  • Mit der Bezeichnung „obliquer Konjunktiv“ ist gemeint, dass die Meinung der Person, über die gesprochen wird, wiedergegeben wird. Es handelt sich dabei also nicht um die Meinung der sprechenden Person!

  • Im Deutschen wird die Oratio obliqua meist umgangssprachlich umschrieben. Die Verwendung des Konjunktiv I ist eher selten.

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Oratio obliqua – Erklärung

Die Oratio obliqua oder indirekte Rede in Latein ist einfach erklärt jede Aussage, in dem davon berichtet wird, was jemand gesagt hat. 

Beispiel:
Marcus Iuliam in foro fuisse dixit.

Marcus sagte, dass Julia auf dem Forum gewesen war.

Der Beispielsatz in der direkten Rede lautet:

Marcus dixit: „Iulia in foro fuit.“

Marcus sagte: „Julia war auf dem Forum.“

Die direkte Rede (Oratio recta) und die Oratio obliqua (die indirekte Rede) sind quasi Gegensätze. Die direkte Rede erkennst du meist an den Anführungszeichen, doch es gibt auch Hinweise, um die indirekte Rede in Latein zu erkennen: An Verben des Sagens, Meinens, Denkens etc. kannst du die Oratio obliqua erkennen.

Oratio obliqua – Regeln

Wird in der indirekten Rede nur ein Hauptsatz wiedergegeben (wie im Beispiel mit Marcus und Iulia), wird der AcI verwendet. 

Doch wann wird in der indirekten Rede in Latein der Konjunktiv verwendet? Das ist immer dann der Fall, wenn nicht nur ein Hauptsatz, sondern ein Satzgefüge (mit einem oder mehreren Nebensätzen) wiedergegeben wird. In der indirekten Rede werden dann alle Prädikate der Nebensätze in den Konjunktiv gesetzt. Welcher Konjunktiv (Präsens, Imperfekt, Perfekt oder Plusquamperfekt) eingesetzt wird, hängt immer vom Prädikat des Hauptsatzes ab! Die folgende Tabelle zeigt die Regeln der sogenannten Consecutio temporum (Zeitenfolge).

Prädikat des Hauptsatzes
Zeitverhältnis des Nebensatzes zum Hauptsatz in einem Haupttempus (Präsens, präsentisches Perfekt, Futur I, Futur II) in einem Nebentempus (Imperfekt, historisches Perfekt, Plusquamperfekt)
Vorzeitigkeit Konjunktiv Perfekt Konjunktiv Plusquamperfekt
Gleichzeitigkeit Konjunktiv Präsens Konjunktiv Imperfekt
Nachzeitigkeit (PFA) + Konjunktiv Präsens (PFA) + Konjunktiv Imperfekt

Übrigens: Auch indirekte Fragen folgen der Consecutio temporum. Der Unterschied zu indirekten Aussagesätzen besteht darin, dass indirekte Fragen mit einem Prädikat eingeleitet werden, dessen Bedeutung „fragen“ oder „wissen wollen“ ist. Der Nebensatz wird durch ein Fragepronomen eingeleitet.

Beispiel:

Caesar interrogavit, cur copiae diu cessavissent.

Caesar fragte, warum die Truppen so lange gezögert hatten.

Oratio obliqua – Übersetzung

Im Deutschen wird die indirekte Rede mit dem Konjunktiv I wiedergegeben. Dies betrifft eher die gehobene Sprache bzw. die Schriftsprache. In der Umgangssprache wird die indirekte Rede oft umschrieben. 

Beispiel:

Caesar dicit se legatos misisse, quia dux Helvetiorum de urbe tradenda agere velit.

Caesar sagt, dass er Gesandte geschickt habe, weil der Anführer der Helvetier über die Übergabe der Stadt verhandeln wolle. (Konjunktiv I)

Caesar sagt, dass er Gesandte geschickt hat, weil der Anführer der Helvetier über die Übergabe der Stadt verhandeln will. (Umgangssprache)

Oratio obliqua – Beispiele

Beispiele für die indirekte Rede in Latein gibt es z. B. in Caesars Werk „De bello Gallico“: Die Oratio obliqua wird von Caesar häufig verwendet, um eigenen oder fremde Reden wiederzugeben. Dabei werden Hauptsätze im AcI wiedergegeben und Nebensätze mit Konjunktiv. Spätestens in der Lektürephase musst du dich also genauer mit diesem Thema beschäftigen. 

Ein Beispiel für die Oratio obliqua aus „De bello Gallico ist dieses:

Latein Deutsch
Einführung
Caesar cum Usipetibus et Tencteris, qui Rhenum transierant, bellum gerere constituit.
A quibus cum paucorum dierum iter abesset, legati ab iis venerunt, quorum haec fuit oratio:
Caesar beschloss, gegen die Usipeten und Tencterer, die den Rhein überquert hatten, Krieg zu führen.
Als er von ihnen eine Strecke von wenigen Tagen entfernt war, kamen von ihnen Gesandte, deren Rede so lautete:
Venisse se invitos, Sie seien gegen ihren Willen gekommen
eiectos domo; sie seien von zu Hause vertrieben worden
si suam gratiam Romani velint, posse (se) iis utiles esse amicos; wenn die Römer ihr Wohlwollen wollten, könnten sie ihnen nützliche Freunden sein;
vel sibi agros attribuant entweder sollten sie (die Römer) ihnen Ackerland zuteilen
vel patiantur (se) eos tenere, oder sie (die Römer) sollten zulassen, dass sie diese (Felder) behalten,
quos armis possederint. die sie durch Waffengewalt in ihren Besitz gebracht hätten.

Die indirekte Rede bei Caesar ist komplex und erstreckt sich oft über ganze Absätze.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Oratio Obliqua

Auch Fragen können in der indirekten Rede wiedergegeben werden. Sie werden durch Verben des Fragens (wie interrogare, scire, velle etc.) eingeleitet. Auch indirekte Fragen folgen der Consecutio temporum.

Die indirekte Rede in Latein wird durch Verben des Sagens, Meinens, Denkens eingeleitet. Inhaltlich geht es darum, dass Aussagen oder Fragen einer anderen Person wiedergegeben werden.

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